Stegerbach – Ein gut gelaunter Teamchef Hickerberger freut sich auf das Endspiel gegen Deutschland. Ohne den abgenützten Cordoba-Vergleich in den Mund zu nehmen, bringt er die Bedeutung des Spiels auf den Punkt: "Man gewinnt nicht oft gegen Deutschland." Gary Linekers berühmtes Zitat - "Fußball ist ein Spiel, wo 22 Spieler einem Ball hinterherrennen und am Ende gewinnen immer die Deutschen" - gelte allerdings nicht mehr.

Gute Voraussetzungen

"Ich denke, dass wir am Montag bessere Voraussetzungen haben die Deutschen zu besiegen als beim letzten Freundschaftsspiel in Wien. Damals war die Vorbereitung in der österreichischen Bundesliga noch voll am laufen, dennoch konnten wir ihnen Paroli bieten", so Hickersberger. Um einen Sieg gegen die Deutschen realisieren zu können, wird es notwendig vor dem gegnerischen Tor, eine bessere Figur abzugeben, das weiß auch der Teamchef: "Im Abschluss haben wir Schwächen gezeigt, es wurde aber daran gearbeitet. Die Tagesform wird ausschlaggebend sein."

Abwehrchef Martin Stranzl - der am Montag Geburtstag hat - kündigte an, er gehe von einem "interessanten" und "harten aber fairem Spiel" aus. "Es ist ein besonderes Spiel, weil es wieder einmal gegen Deutschland geht und um den Aufstieg ins Viertelfinale. Wir müssen die Leistungen aus den ersten beiden Spielen bestätigen."

Die deutsche Mannschaft sei trotz der Niederlage gegen Kroatien "taktisch sehr diszipliniert, topfit und hinterlässt sehr guten Eindruck." Kroatien habe einfach sehr gut gespielt, er wolle nicht sagen, dass Deutschland schlecht gespielt hat.

Schlüsselspieler

Deutschlands Kapitän Michael Ballack stand nach der schwachen Leistung seiner Elf gegen Kroatien, wie auch Andreas Ivanschitz, in der Kritik. Für Hickersberger als Österreichs obersten Fußballlehrer kein Grund den deutschen Denker und Lenker zu unterschätzen. "Michael Ballack ist der absolute Schlüsselspieler in der Mannschaft, auch wenn er gegen Kroatien nicht so gut gespielt hat", so Hickersberger.

Neben dem Chelsea-Star vergaß der Teamachef allerdings nicht die zahlreichen anderen deutschen Top-Spieler in ein gutes Licht zu rücken. Über die fehlerhafte deutsche Abwehr verlor der Niederösterreicher keine Worte. Zu groß gewachsen schien ihm das Duo Metzelder/Mertesacker um es in der Öffentlichkeit klein zu reden.

Für seinen Kapitän fand Hickersberger schützende Worte: "Er hat nicht so schlecht gespielt, wie die Zeitungen das geschrieben haben. Ich hoffe, dass er gegen Deutschland zu seiner alten Form zurück finet."

Nur treten als Kompliment

Stranzl strich die Stärke der deutschen Angreifer hervor: "Sie haben eine hervorragende Möglichkeit gehabt und daraus sofort ein Tor gemacht. Die Verteidiger müssen immer hochkonzentriert sein." "Mario Gomez kenn ich sehr gut von meiner Zeit bei Stuttgart, er war da auf dem Sprung in die erste Mannschaft und hat eine tolle Entwicklung gemacht."

Auch Miroslav Klose habe schon einige wichtige Tore für Werder Bremen und Bayern München gemacht. "Das sind beides sehr gute Spieler. Aber wir haben im letzten Spiel gegen Deutschland beide gut im Griff gehabt." "Klose hat einmal gesagt, 'Der Martin war mein Unangenehmster Gegenspieler, der hat mich nur getreten'. Irgendwo ist das auch ein Kompliment."

Nicht planlos

In die Karten lässt sich Hickersberger meist erst unmittelbar vor Spielbeginn blicken. Auch diesmal bleibt die Aufstellung streng geheim. "Es geht nicht um Offensive oder Defensive, sondern darum das wir ein Gleichgewicht und eine Balance in der Mannschaft haben", so der Trainer. Der Ausfall von Prödl schmerzt, ob aus der Viererkette gegen Polen jetzt wieder eine Abwehr mit drei Akteuren wird, lässt Hicke offen.

Stranzl hatte für Prödl nicht die freundlichsten Worte übrig: Zwar wiege der Ausfall schwer, "aber es waren natürlich zwei Dummheiten von ihm. Das muss er noch lernen". Aber der Ersatz-Kapitän ist zuversichtlich: "Im Kader sind andere Spieler, die richtig heiß sind. Die werden genauso ihre Leistung zeigen". (Simon Hirt/Thomas Schaffer, derStandard.at, 14.6.2008)