Mailand - Die Mailänder Großbank UniCredit will noch heuer ihre Beteiligung an der Generali Versicherung abgeben. Die Bank Austria Muttergesellschaft hält seit fünf Jahren 3,7 Prozent an Italiens größtem und Europas drittgrößtem Versicherer aus Triest.

Nun hat Bankchef Alessandro Profumo den Ausstieg in einer Pressekonferenz in Venedig bestätigt. UniCredit ist nach der Investmentbank Mediobanca und der Zentralbank Banca d’Italia der drittgrößte Aktionär von Generali. Die Mehrheit der Aktien ist im Streubesitz. Gemessen an der momentanen Kapitalisierung ist die UniCredit-Beteiligung an der Generali rund 1,35 Milliarden Euro wert. Angeblich interessieren sich mehrere in-und ausländische Private Equity-Gesellschaften, aber auch französische Finanzgruppen für die Aktien. Hingegen dementierte ein UniCredit-Sprecher die von italienischen Medien verbreitete Absicht, ihre Vermögensverwaltungstochter Pioneer zu verkaufen. "Pioneer ist nicht auf der Agenda, es gibt keine Verkaufspläne", so Profumo.

Bank-Chef Profumo versprach zudem, dass UniCredit in Zukunft mehr Mikrokredite an Einwanderer verleihen werde. Er sieht im Einwanderergeschäft in Italien ein großes Potenzial. UniCredit verleiht in Italien bereits ein Fünftel der neuen Verbraucherdarlehen an Immigranten. 64 Prozent der Darlehen gehen an Kleinunternehmen. Der Anteil soll sich in nächster Zeit wachsen.

"Die Einwanderer sind nicht nur unter dem wirtschaftlichen, sondern auch unter dem sozio-kulturellen Aspekt eine wichtige Ressource für das Land", sagte Profumo. Damit stellte er sich klar gegen die Politik der jetzigen Regierung, die rigorose Maßnahmen gegen die Zuwanderung von Immigranten erließ.

Die Bank hat im vergangenen Jahr die erste Immigrantenbank in Mailand eröffnet. Zweifellos bietet das Immigranten-Geschäft hier ein hohes Potential. Immerhin haben drei Millionen Einwanderer in Italien ihren ordentlichen Wohnsitz. Dies bedeutet etwa 1,7 Mio. Girokonten, heißt es in Bankkreisen. In den vergangenen Jahren haben rund 250.000 "Extra-Comunitari", so werden die Nicht-EU-Bürger genannt, eigene Firmen eröffnet.

Die Anzahl der ausländischen Unternehmensgründungen nimmt Italien mit 13 Prozent jährlich wesentlich rasanter zu als die Wachstumsrate der italienischen Neugründungen, die bei zwei Prozent liegt. (Thesy Kness Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2008)