Am 2. Juli findet das Sommerfest der SPÖ statt. Es ist das traditionelle „Kanzlerfest“, auch wenn es in den Jahren unter Schwarz-Blau ohne Kanzler auskommen musste. Für Alfred Gusenbauer ist/wäre es das zweite Sommerfest, zu dem er als Bundeskanzler einladen kann/könnte. Sinnigerweise steht der Event unter dem Motto „Wege und Begegnungen“.

Parteifreunde, Künstler und Journalisten, die dieser Tage die Einladung zugestellt bekamen, fragen sich, ob Gusenbauer zum Zeitpunkt des Kanzlerfestes überhaupt noch Kanzler sein wird. Aus jetziger Sicht. Wahrscheinlich ja. Aber wahrscheinlich nicht mehr lange.

Die Genossen sägen derart heftig am Sessel ihres Vorsitzenden, dass es selbst den Schwarzen die falschen Tränen des Mitleids in die Augen treibt. Wenn sich sogar ein Wolfgang Schüssel hinstellt und für den Verbleib des Kanzlers plädiert, dann ist das für Gusenbauer peinlich, demütigend und überdies wenig hilfreich. Der Umstand, dass die ÖVP am schwachen Kanzler Gefallen findet, ärgert die rote Führungsclique aus den Ländern ja so sehr. Was Schüssel weiß.

Unter Schwarz-Blau hatten die roten Landeschefs Aufwind, sie konnten Salzburg und die Steiermark umdrehen, sie kamen in Oberösterreich der regierenden ÖVP gefährlich nahe. Unter Kanzler Gusenbauer droht in den Ländern alles den Bach runterzugehen. Daher wird kräftig opponiert. Am heftigsten tut dies Michael Häupl, der Bürgermeister in Wien. Aber wenn er keine Lösung anbieten kann, dann beschädigt er nicht nur Gusenbauer, dann schädigt er ganz massiv auch die Partei und letztendlich sich selbst. (Michael Völker/DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2008)