Srebrenica-Opfer werfen UN-Soldaten Untätigkeit vor
Redaktion
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Fünf Jahre dauert das Verfahren bereits, das der Bosnier Hasan Nuhanovic gegen den niederländischen Staat angestrengt hat. Der ehemalige Dolmetscher der niederländischen UN-Truppen, die die belagerte bosnische Enklave Srebrenica schützen hätten sollen, macht die Niederlande für den Tod seiner Eltern und seines Bruders verantwortlich. Montag, dreizehn Jahre nach dem Fall von Srebrenica, hielt Kläger Nuhanovic sein halbstündiges Schlussplädoyer.
Nuhanovic und dessen Vater Ibo standen im Sommer 1995 im Dienst der niederländischen UN-Einheit Dutchbat. Hasan übersetzte, Vater Ibo half bei den Verhandlungen mit dem serbischen General Ratko Mladic. Als die Enklave am 11. Juli 1995 fiel, durften die beiden auf der UN-Basis bleiben. Vergeblich hatte Hasan versucht, den Namen seines damals 19-jährigen Bruders auf die Mitarbeiterliste zu setzen. Der Vize-Kommandant von Dutchbat, Major Franken, hatte den Namen eigenhändig von der Liste gestrichen. „Für Franken waren wir Tiere“, sagte Nuhanovic. Franken wusste, was Hasans Bruder bevorstand, das hatte Franken im Rahmen seiner Einvernehmung vor dem Jugoslawien-Tribunal vor einigen Jahren zugegeben.
Hasans Familie verließ die Basis von Dutchbat, Nuhanovic sollte sie nie wieder sehen. Der Anwalt des niederländischen Staates berief sich in seiner Verteidigung auf die aussichtslose Situation der niederländischen UN-Truppen. Dutchbat habe auf jeden Widerstand verzichtet, in der Hoffnung, dadurch ein Blutbad zu verhindern. Nach dem Fall der Enklave sind achttausend Männer von Mladic’ Truppen hingerichtet worden. (Barbara Hoheneder aus Amsterdam/DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2008)
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