Die Parlamente in acht EU-Mitgliedsländern müssen den Vertrag von Lissabon noch billigen. Fast alle wollen trotz des irischen Neins daran festhalten. dpa führt den Stand der Ratifizierung auf und zeigt, wo es Probleme geben könnte:

- Tschechien: Die erste Parlamentskammer hat dem EU-Vertrag zugestimmt. Das Votum in der zweiten Kammer wurde im April verschoben, da das Verfassungsgericht erst die Vereinbarkeit mit tschechischem Recht klären soll. Ob Prag den Vertrag nach der Ablehnung der Iren weiterhin ratifizieren will, bleibt unklar. Präsident Vaclav Klaus und Senatspräsident Premysl Sobotka äußerten sich danach erwartet EU-kritisch.

- Großbritannien: Noch im Laufe dieser Woche soll das Oberhaus über den Vertrag abstimmen. Das Unterhaus hat ihn bereits gebilligt - trotz heftiger Opposition der Konservativen. Nach dem Scheitern in Irland steht die Labour-Regierung wieder stark Druck, ebenfalls ein Referendum abzuhalten. Dies hatte sie vor der Wahl 2005 versprochen. Premierminister Gordon Brown lehnt eine Volksabstimmung jedoch ab.

- Italien: Nach Angaben von Außenminister Franco Frattini werden beide Parlamentskammern bis Ende Juli über den Reformvertrag abstimmen. Frattini bezeichnete den Ausgang des Referendums in Irland als "schweren Schlag" für Europa und betonte, dass Italien einen Beitrag zur Ratifizierung des Vertrags leisten wolle. Allerdings ist die Koalitionsregierung in Rom gespalten. Die rechtspopulistische Lega Nord und der von ihr gestellte Minister Roberto Calderoli begrüßten das Votum der Iren.

- Spanien: Die Regierung in Madrid hält weiter daran fest, den Vertrag bis zum Herbst im Parlament zu billigen. Das beteuerte Vizeregierungschefin Maria Teresa Fernandez de la Vega.

- Belgien: Der Senat billigte den Vertrag von Lissabon Anfang März. Neben der Kammer des nationalen Parlaments müssen ihm auch die Abgeordneten der verschiedenen Regionen und Sprachgruppen zustimmen. Premierminister Yves Leterme hält trotz des irischen Ergebnisses an dem Reformwerk fest und fordert eine schnelle Zustimmung in seinem Land.

- Schweden: Die Regierung von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt will wie geplant nach der Sommerpause das Parlament über den EU-Vertrag abstimmen lassen. Eine Mehrheit der Befürworter gilt als sicher.

- Niederlande: Vor drei Jahren hatten die Niederländer den Vorschlag für eine EU-Verfassung in einem Referendum abgelehnt. Diesmal muss nur das Parlament den Vertrag billigen. Ministerpräsident Jan Peter Balkenende versicherte, dass es trotz des irischen Neins bei der Ratifizierung bleiben werde. Das Abgeordnetenhaus hat dem Vertrag von Lissabon bereits mit breiter Mehrheit zugestimmt. Ein entsprechendes Votum des Senats am 8. Juli gilt nur noch als Formsache.

- Zypern: Die Republik Zypern plant weiterhin, dass das Parlament am 3. Juli über den Vertrag abstimmt. (APA/dpa)