In winzig kleinen Tropfen glitzert der Nebel im Gras des steilen Anstiegs zum Kuhmesser, dem Vorgipfel des Kellerjochs. Woanders ginge es in solcher Höhe bereits durch felsiges, schroffiges Gelände. Nicht aber in den Tuxer Alpen, die bis auf 2.000 Meter und höher selbst die Gefahr steilster Flanken hinter ihren beinah sanften Grashängen verbergen.

Meine Sorge hatte in den letzten Tagen vor allem Gewittern gegolten. Trotz der Abkühlung, die mich nicht erst an diesem Tag sicher sein hätte lassen können, dass es sich bei den Schallfetzen der Düsenflugzeuge genau so wenig um beginnenden Donner handelte, wie bei den Geräuschen entfernter Wildbäche.

Foto: Martin Prinz

Meine Gewitterangst hatte jedoch mit dem Wetter der letzten Tage ohnedies nur indirekt zu tun, war eher eine Ersatzfurcht, hinter der jene offenen Fragen steckten, die sich mit den ersten durchgehend alpinen Strecken dieser Reise unumgehbar stellten. Etwa die, wie viele Höhenmeter ich mit meinem 25-Kilo-Rucksack tatsächlich schaffen könnte. Und ob jene letzten Schneefelder, die Ortskundige als "machbar" beschrieben, es auch in der Behäbigkeit meiner Rucksack-Mensch-Kombination wären. Oder - und das noch tiefer im lieber-nicht-Gefragten - was ich tun würde, sollte ich einmal tatsächlich nicht weiter kommen. Dann, irgendwo, etliche Gehstunden über dem Tal. (Martin Prinz)