Es hätte keiner expliziten Kriegsdrohung bedurft, um zu wissen, dass Simbabwes Präsident Robert Mugabe mit allen Mitteln an der Macht zu bleiben gedenkt. Die Berichte über Einschüchterungen und grausame Misshandlungen von Oppositionsanhängern, staatliche Schlägertrupps, Entführungen und dutzende, teilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellte Tote sprechen für sich.

Mugabe und seine Anhänger kämpfen nicht mehr nur um den Erhalt der Macht, sondern um das eigene Überleben. Längst wissen sie, dass sie die Wahl verloren haben. Berichten zufolge hat selbst Simbabwes Geheimdienst eine Niederlage des Amtsinhabers bei der Stichwahl prognostiziert.

Umso wichtiger ist es, Mugabe und seinen Funktionären einen friedvollen Abgang zu gewähren. Das hieße vor allem, dem Machthaber in Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition Schutz vor Strafverfolgung zuzusichern und dessen Anhänger, so gut es geht, einzubinden. So ungerecht das angesichts der Menschenrechtsverletzungen des Mugabe-Regimes erscheinen mag, oberstes Ziel muss es sein, unter allen Umständen ein Blutbad zu verhindern.

Zu hoffen wäre, dass eine Einigung - denkbar wäre auch eine Einheitsregierung unter Mugabes Herausforderer, Oppositionschef Morgan Tsvangirai - noch vor der geplanten Stichwahl am 27. Juni zustande kommt. Wenn sich erst einmal beide Seiten zum Sieger erklärt haben, wird eine friedliche Lösung ungleich schwieriger. Dabei ist auch Tsvangirais Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) gefragt: Sie muss Kompromissbereitschaft jetzt vor den eigenen Machtwillen stellen. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2008)