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Auf ihn müssen die Russen aufpassen. Das wissen sie aber eh: Zlatan Ibrahimovic, Schwedens Stürmerstar.

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Russlands Trainerfuchs Guus Hiddink sieht seine Mannschaft als "ganz klaren Außenseiter".

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Das russische Fußball-Nationalteam hat eine eher durchwachsene erste EURO-Woche erlebt: Zuerst gab es mit 1:4 gegen Spanien einen historischen EM-Tiefpunkt für die "Sbornaja" in der Kategorie Gegentreffer. Vier Tage später folgte mit dem 1:0 gegen Titelverteidiger Griechenland ein geschichtsträchtiger Erfolg, da der Sensations-Europameister von 2004 bereits nach seinem zweiten Match als Letzter der Gruppe D fix ausgeschieden war. Und auch im dritten EM-Match will Russland mit dem ersten Sieg über Schweden wieder Geschichte schreiben.

Sollte das jüngste Team der EURO 2008 am Mittwochabend (20.45 Uhr) im mit 30.772 Zuschauern erneut ausverkauften Innsbrucker Tivoli gegen die Legionärs-Truppe aus dem Hohen Norden gewinnen, würden sie eine zwei Jahrzehnte dauernde Durststrecke beenden und erstmals seit dem Zerfall der Sowjetunion in die K.o.-Runde eines Fußball-Großereignisses einziehen. Und Teamchef Guus Hiddink, der zuvor schon die Niederlande (EM-Viertelfinale 1996, WM-Halbfinale 1998), Südkorea (WM-Halbfinale 2002) und Australien (WM-Achtelfinale 2006) erfolgreich betreut hat, würde auch im fünften großen Turnier mit seinem Nationalteam die Gruppenphase meistern.

"Ganz klarer Außenseiter"

"Die Schweden sind ein gut organisiertes sowie taktisch cleveres Team ohne Schwachpunkt und mit großer Erfahrung. Wir sind also ganz klarer Außenseiter", weiß Hiddink, dass seinen Burschen "ein ganz schweres Match" bevorsteht, reicht doch dem Gegner bereits ein Remis zum Viertelfinaleinzug. "Vor allem bei Standardsituationen müssen wir auf der Hut sein." Auch punkto Alternativen seien die Skandinavier klar im Vorteil. "Unsere Schwäche ist, dass wir keinen Top-Kader haben. Schweden hat dagegen wie die Niederlande eine starke Ersatzbank mit zahlreichen Legionären, die uns fehlt."

Allerdings steht dem 61-jährigen Trainerfuchs wieder ein Mann zur Verfügung, der den entscheidenden Unterschied ausmachen kann: Andrej Arschawin, Spielmacher und Superstar von UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg, darf nach seiner Sperre für die ersten beiden Gruppenspiele erstmals auf der EURO-Bühne in Aktion treten. Der 27-Jährige hat heuer im Europacup eindrucksvoll bewiesen, dass er sowohl die Rolle des genialen Einfädlers als auch des erbarmungslosen Vollstreckers perfekt beherrscht.

Aufpassen auf Ibrahimovic

Während Arschawin und Roman Pawljutschenko also in der Offensive die entscheidenden Akzente setzen und für eine bessere Chancenauswertung als gegen die Griechen sorgen sollen, muss die Abwehr ihre Fehler weiter minimieren und vor allem auf Inter-Torjäger Zlatan Ibrahimovic höllisch aufpassen. "Er ist ein großer und kräftiger Spieler, auf den wir uns taktisch gut vorbereiten müssen", erläuterte Hiddink.

Dass im Viertelfinale am Samstagabend in Basel auf den Sieger der Innsbruck-Partie ausgerechnet sein Heimatland Niederlande als vorzeitiger Gewinner der Gruppe C wartet, darüber hat sich der ehemalige Bondscoach noch "keinen Kopf gemacht. Alles zu seiner Zeit, das ist noch eine Brücke zu weit weg. Jetzt müssen wir erst einmal Schweden besiegen. Erst wenn uns das gelungen ist, beschäftigen wir uns mit dem nächsten Gegner."

Schweden "spielen auf Sieg"

Die Schweden sind bei dieser Partie allerdings leicht im Vorteil, denn ihnen reicht schon ein Remis zum Einzug ins Viertelfinale. Trotz der Last-Minute-Niederlage gegen Spanien (1:2) blickte Teamchef Lars Lagerbäck dem Match im Tivoli Neu optimistisch entgegen. "Das Team hat genug Charakter, um die bittere Niederlage wegzustecken. Wir haben unser Schicksal noch immer in den eigenen Händen."

Die Taktik, von Anpfiff weg auf ein Unentschieden aus zu sein, lehnte Lagerbäck dennoch strikt ab. "Aufs Feld zu gehen und auf ein Remis zu spielen ist sehr schwierig. Wir werden auf unsere Stärken bauen und auf Sieg spielen. Mit der selben Konzentration wie gegen Griechenland und Spanien sollten gegen Russland drei Punkte möglich sein", erklärte der 59-Jährige. Schwedens Goalie Andreas Isaksson sieht die Ausgangslage als "leichten Vorteil" für sein Team. "Aber es wird sehr hart werden, es steht viel auf dem Spiel", meinte der Manchester-City-Schlussmann, der wie sein Teamchef ausschloss, dass die Schweden von Anfang an auf ein Remis spielen werden.

Lagerbäck sieht es als Vorteil, dass seine Truppe schon bei den jüngsten Turniereinsätzen derartige Schicksalsspiele zu absolvieren hatte. "Daraus kann man lernen und profitieren. Das sollte ein Vorteil für uns sein." Bei der WM 2006 schafften die Schweden durch ein 2:2 im finalen Gruppenmatch gegen England den Aufstieg ins Achtelfinale, bei der EM 2004 war es ebenfalls ein 2:2 am letzten Gruppenspieltag gegen Dänemark, das den Einzug ins Viertelfinale brachte. Und bei der WM 2002 schnappte man sich mit einem 1:1 im entscheidenden Gruppenmatch gegen Argentinien das Achtelfinalticket. Ein Remis würde ja auch diesmal gegen die Russen reichen.

Statistik spricht für die Nordmänner

Auch die Statistik der direkten Duelle spricht für die Schweden, die Skandinavier haben gegen die Russen - die Zeit der Sowjetunion nicht berücksichtigt - noch nie verloren. In fünf Partien gab es drei Siege und zwei Unentschieden.

Lagerbäcks kampfkräftiges und routiniertes, aber oft ein wenig ideenlos wirkendes Team scheint in der Offensive mehr denn je von den Genieblitzen des Inter-Torjägers Zlatan Ibrahimovic abhängig zu sein. "Ibrahimovic ist ein Weltklassestürmer. Wenn er auf dem Platz steht, steigen unsere Chancen", weiß Lagerbäck über die Wertigkeit seines Stürmerstars, der zwei der drei bisherigen Turniertreffer der Skandinavier erzielt hat.

Schwedens Teamarzt Magnus Forssblad hofft, dass "Ibracadabra", der gegen Spanien zur Sicherheit nach 45 Minuten ausgetauscht wurde, trotz seiner hartnäckigen Probleme im linken Knie auch gegen Russland auf dem Platz stehen wird. Lagerbäck geht davon aus, dass der Italien-Legionär von Beginn an dabei sein kann. "Ob es für 90 Minuten reicht, weiß ich allerdings nicht", betonte Lagerbäck, der gegen die Russen wohl auch wieder auf den verletzt gewesenen Niclas Alexandersson zurückgreifen kann.

Die Moral der Truppe scheint nach dem Rückschlag gegen Spanien, der allerdings an der Ausgangslage fürs Russland-Match nichts geändert hat, längst wieder intakt zu sein. "Die letzten Sekunden des Spanien-Spiels werden uns noch lange verfolgen. Aber der schwedische Traum lebt, die Russen sind nicht so stark wie die Spanier", stellte Innenverteidiger Peter Hansson klar. Johan Elmander fordert von sich und seinen Kollegen "90 Minuten Feuer und Charakter und einen Sieg".

Mögliche Aufstellungen

Russland - Schweden (Innsbruck, Tivoli neu, 20.45 Uhr/live ORF 1, Schiedsrichter Frank De Bleeckere/BEL).

Russland: 1 Akinfejew - 22 Anjukow, 4 Ignaschewitsch, 8 Kolodin, 18 Schirkow - 11 Semak - 17 Syrjanow, 20 Semschow, 15 Biljaletdinow - 10 Arschawin - 19 Pawljutschenko

Ersatz: 16 Malafejew, 12 Gabulow - 2 W. Beresuzki, 3 Janbajew, 5 A. Beresuzki, 14 Schirokow, 7 Torbinski, 13 Iwanow, 23 Bystrow, 6 Adamow, 9 Saenko, 21 Sytschew

Schweden: 1 Isaksson - 7 Alexandersson, 3 Mellberg, 4 Hansson, 2 Nilsson - 11 Elmander, 8 Svensson, 19 Andersson, 9 Ljungberg - 10 Ibrahimovic, 17 H. Larsson

Ersatz: 12 Shaaban, 13 Wiland - 6 Linderoth, 18 S. Larsson, 14 Majstorovic, 15 Granqvist, 16 Källström, 22 Rosenberg, 20 Allbäck, 23 Dorsin, 5 Stoor

Es fehlt: 21 Wilhelmsson (Oberschenkel) (APA)