Bild nicht mehr verfügbar.

Folgt Michael Pistauer mit Jahresende an der Spitze des Verbundkonzerns nach: der Chef des Salzburger Kranerzeugers Palfinger, Wolfgang Anzengruber.

Foto: APA
Wien - "Die Entscheidung pro Anzengruber ist gefallen, da war das Match Österreich gegen Deutschland noch gar nicht angepfiffen", sagte eine mit der Bestellung des Verbund-Chefs betraute Person dem Standard. Schon am Montagnachmittag hätten sich die zehn Kapitalvertreter des 15-köpfigen Kontrollgremiums auf den gebürtigen Oberösterreicher Wolfgang Anzengruber verständigt.

Die Bestellung des ausgebildeten Technikers und Kaufmanns, der an der TU-Wien Maschinenbau und Betriebswissenschaften studiert hat, durch den am Dienstagnachmittag zusammengetretenen Aufsichtsrat war dann nur mehr ein Formalakt. Anzengruber (51) wechselt Ende des Jahres von der Führungskabine des Salzburger Kranherstellers Palfinger, wo er seit 2004 tätig ist, in den Chefsessel von Österreich größtem Stromkonzern.

Dann läuft der Vertrag von Michael Pistauer aus, der seit 1994 im Verbund-Vorstand für Finanzen zuständig ist und seit dem Abgang des langjährigen Verbund-Chefs Hans Haider vor gut einem Jahr in Personalunion auch den Konzern führt. Hannes Sereinig, dessen Vorstandsvertrag ebenfalls Ende des Jahres ausläuft, wurde wieder bestellt.

Auftrag zur Erneuerung

Kenner der Verbundgesellschaft interpretieren die Bestellung von Anzengruber als Auftrag zur Erneuerung des mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 17,8 Milliarden Euro "wertvollsten" österreichischen Unternehmens. Zuletzt haben sich Wortmeldungen speziell aus der ÖVP-Ecke gehäuft, die auf eine weitere Privatisierung des zu 51 Prozent im Besitz der Republik stehenden Verbunds drängen. Anzengruber bringt seit seiner Zeit bei Palfinger, die ebenfalls an der Börse notieren, Kapitalmarkterfahrung mit. Das Wissen um die Zusammenhänge im Stromgeschäft hat er in knapp fünf Jahren gelernt, die er zuvor bei der Salzburg AG verbracht hat.

Um den Spitzenjob beim Verbund hatten sich 18 Kandidaten beworben, darunter Ulrike Baumgartner-Gabitzer, die bis zum Schluss im Rennen war. Beobachter glaubten, Baumgartner-Gabitzer habe "ein ziemlich sicheres Ticket", zumal Exkanzler Wolfgang Schüssel, dessen Kabinettchefin sie einmal war, hinter ihr stand und auch VP-Chef Wilhelm Molterer sie protegierte.

Im Aufsichtsrat hätte Baumgartner-Gabitzer, die seit Anfang 2007 Verbund-Vorstand ist und zuvor für die ÖVP im Nationalrat gesessen ist, aber keine Mehrheit bekommen. Ihre Chancen dürften auch insofern klein gewesen sein, als der in der Regierung für den Verbund zuständige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und Verbund-Aufsichtsratspräsident Gilbert Frizberg kein Hehl daraus gemacht haben, dass sie einen "externen" Kandidaten wollen. Anzengruber hat sich um den Verbund-Job nicht beworben, er ist von Frizberg angesprochen worden. (Günther Strobl , DER STANDARD, Printausgabe, 18.6.2008)