STANDARD: Sie überraschen immer wieder mit Erfolgspublikationen in Fachmedien. Wann können wir mit dem Quantencomputer rechnen?
Blatt: In unserer kurzlebigen Zeit wollen alle die Sensationsmeldung lesen, dass sie sich morgen einen Quantencomputer kaufen können. Das spielt es aber nicht, das ist ein langfristiges Projekt für die nächsten Jahrzehnte.
STANDARD: Das Projekt nimmt aber an wissenschaftlicher Beliebtheit zu. Wie viele Forschergruppen jagen dem Ding denn nun hinterher?
Blatt: In unserem Bereich, wo wir mit Ionen arbeiten, ist die Zahl von ursprünglich vier Gruppen vor sieben Jahren auf heute weit über 20 gestiegen. Daneben gibt es aber viele andere Gruppen, die sich an anderen Systemen versuchen. Es gibt derzeit etwa 15 verschiedene Ansätze für den Bau eines Quantencomputers und jedem Ansatz widmen sich etliche Forschergruppen, wobei jeweils etwa zehn derzeit sehr vielversprechend unterwegs sind. Wir haben von Innsbruck aus ein EU-Projekt strukturiert und dabei festgestellt, dass sich allein in Europa im Vorjahr 172 Forschergruppen mit insgesamt 1800 Physikern damit befassten. Nicht alle arbeiten nur am Quantencomputer, sondern auch an Quantenkommunikation und -kryptografie.
STANDARD: Worin liegt die Faszination, die immer mehr Quantenphysiker in den Bann zieht?
Blatt: Der Quantencomputer ist ein Reizwort, das sich in der Öffentlichkeit immer gut verkaufen lässt, weil sich die Leute, auch die Geldgeber, einen Computer vorstellen können und wissen, welche Revolution bereits die herkömmlichen Computer ausgelöst haben. Der Reiz für Physiker ist jedoch nicht so sehr die Anwendung. Es ist die neue Methode, die neue Technologie, die fasziniert. Und vor allem lernen wir eine Menge Physik, können immer mehr von der blanken Theorie in die Praxis umsetzen.
STANDARD: Sie sprachen von Geldgebern. Wie viel wird denn in den Quantencomputer investiert?