Wien - Der Verbund profitiert derzeit wie kaum ein zweiter Stromversorger von den auf Allzeithoch befindlichen Großmarktpreisen für Strom. Mit seinen zu einem Großteil bereits abgeschriebenen Kraftwerken an der Donau und in den Alpen kann Österreichs größter Stromproduzent jeden Cent Preiserhöhung im Großhandel mehr oder weniger eins zu eins als Gewinn verbuchen. Der Verbund ist, wie manche sagen, eine Maschine zum Gelddrucken.

Das war nicht immer so. In den 1990-er Jahren war der Strompreis am Boden, Strom aus Wasserkraft wurde geringgeschätzt. Der Verbund schob einen Riesenschuldenberg vor sich her, und auch in den ersten Jahren nach der Strommarktliberalisierung gab es kaum Geld für die Expansion auf Auslandsmärkten. Michael Pistauer, der seit 1994 im Verbund die Finanzen kontrolliert und seit einem Jahr das Unternehmen auch führt, hat im Verbund mit seinen Vorstandskollegen die Kosten im Konzern radikal gesenkt.

Aktie im Höhenflug

Die seit etwa drei Jahren wieder steigenden Strompreise spülen dem Verbund zunehmend Geld in die Kassa. Weil die Strompreise im kommenden Jahr weiter nach oben gehen dürften, worauf nicht zuletzt die hohen Forward-Notierungen für Strom-Transaktionen 2008 hindeuten, profitiert auch die Verbund-Aktie. Am Dienstagnachmittag lag das Wertpapier mit 3,5 Prozent im Plus und war damit unter den am besten performenden Aktien an der Börse in Wien zu finden.

Die gute Entwicklung, die der Verbund in den vergangenen Jahren genommen hat, freut neben der Republik, die 51 Prozent der Aktien besitzt, auch andere Teilhaber. EVN und Wien Energie halten jeweils 12,5 Prozent am Verbund, der Landesenergieversorger aus Tirol, Tiwag, ist mit rund sieben Prozent am Verbund beteiligt, der Rest befindet sich in Streubesitz.

2007 hat der Verbund dern Umsatz um 5,6 Prozent auf 3,04 Milliarden Euro gesteigert, der Gewinn (Ebit) erhöhte sich um 13,6 Prozent auf 916,1 Mio., das Konzernergebnis um 15,6 Prozent auf 579,2 Mio. Euro. Gleichzeitig ist der Verschuldungsgrad (Net Gearing) von 73,7 Prozent auf 65,9 Prozent verringert worden, der operative Cashflow legte um 53,8 Mio. Euro auf 807,6 Mio. Euro zu, das heißt, es gibt genügend Liquidität für Investitionen.

Einer der Schwerpunkte ist dabei die Türkei, wo der verbund mit der Sabanci-Holding in einem Jointventure zahlreiche Kraftwerke errichten will. (stro, DER STANDARD, Printausgabe, 18.6.2008)