Aufstieg - da freut sich auch der verletzte Cannavaro.

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Raymond Domenech (li) und Thierry Henry verlassen die Euro-Spielfelder. Schiri Lubos Michel (re) wird wohl noch länger bleiben dürfen.

Foto: Getty/ Walton
Zürich - Weltmeister Italien hat bei der Fußball-EURO-2008 doch noch den Kopf aus der Schlinge gezogen. Die "Squadra Azzurra" besiegte am Dienstagabend in Zürich zum Abschluss der Gruppe C Vize-Weltmeister Frankreich verdient 2:0 (1:0) und schaffte damit den Einzug ins Viertelfinale. Die Italiener profitierten dabei vom 2:0-Sieg von Gruppensieger Niederlande im Parallelmatch gegen Rumänien, das genauso wie Frankreich bereits nach der Gruppenphase die Koffer packen muss.

Foul-Elfmeter in der 25. Minute

Die Tore erzielten Andrea Pirlo in der 25. Minute per Foul-Elfmeter sowie Daniele De Rossi per abgefälschtem Freistoß (62.). Vor dem Elfer zum 1:0 hatte Eric Abidal Luca Toni im Strafraum zu Fall gebracht und dafür von Schiedsrichter Lubos Michel die Rote Karte gesehen. Die Italiener treffen damit am Sonntag im Viertelfinale in Wien auf Spanien. Die Franzosen sind damit zum erst zweiten Mal nach 1992 in einer EM-Gruppenphase ausgeschieden.

Frankreichs Teamchef Raymond Domenech reagierte auf die schwache Defensivleistung seiner Truppe beim 1:4-Debakel gegen die Oranjes und ließ die von den Medien hart kritisierten Lilian Thuram und Willy Sagnol auf der Ersatzbank Platz nehmen, statt ihnen kamen in der Viererkette Abidal und Francois Clerc zum Zug. Italiens Coach Roberto Donadoni ließ erstmals im Turnier Antonio Cassano von Beginn an spielen.

Toni vergab Chancen

Die Nerven in beiden Lagern lagen blank, schließlich hing das k.o. wie ein Damoklesschwert über beide Mannschaften. Der Weltmeister hätte bereits in der Anfangsphase in Führung gehen können, doch Luca Toni setzte den Ball nach schwerem Abidal-Schnitzer ganz alleine vor Schlussmann Gregory Coupet knapp neben die linke Stange (4.) und Claude Makelele rettete nach Kopfball von Christian Panucci auf der Linie (11.).

Zudem widerfuhr den "Bleus" eine bittere personelle Schwächung, denn Spielgestalter Franck Ribery musste nach einem Foul an Gianluca Zambrotta bereits nach wenigen Minuten verletzt vom Platz (10.). Die Serie der Hiobsbotschaften für die Franzosen setzte ich bald fort, denn Thuram-Ersatzmann Abidal holte im Strafraum Toni von den Beinen. Schiedsrichter Lubos Michel entschied auf Elfer und Rot für Abidal. Pirlo, der nach der zweiten gelben Karte wie Gattuso für das Viertelfinale gesperrt ist, ließ sich die Chance nicht nehmen und verwertete ins linke Eck zu seinem siebenten Tor für Italien (24.).

Henry fälschte ab

Danach spielte Italien Frankreich einige Minuten an die Wand und hätte bei hochkarätigen Chancen durch Daniele De Rossi (27./drüber) und Toni (28., 30., 30./jeweils daneben), der seine Knipserqualitäten offenbar in München vergessen hat, die Führung vervielfachen können. Und ein Freistoß von Fabio Grosso landete an der linken Stange (44.). Von den Franzosen war offensiv ganz wenig zu sehen, lediglich Flachschüsse von von Karim Benzema (15.) und Thierry Henry (34./jeweils daneben) erzeugten annähernd Gefahr.

Kurz nach dem Wechsel kam Hoffnung bei den Franzosen auf, denn Benzema (50.) und Henry (52.) kamen zu Möglichkeiten. Wenig später brandete Riesenjubel im italienischen Fanblock auf, denn die Kunde von der niederländischen Führung machte die Kunde. Endgültig die Weichen Richtung Viertelfinale wurden dann in der 62. Minute mit dem 2:0 gestellt, ein Freistoß-Kracher von De Rossi wurde von Henry unhaltbar abgefälscht.

Buffon in Form

Dass es nicht doch noch spannend wurde, dafür sorgte Italiens Keeper Gianluigi Buffon, der gegen Benzema eine herrliche Parade zeigte (74.). Buffon war es auch gewesen, der mit einem gehaltenen Elfmeter im Match gegen Rumänien (1:1) gegen Adrian Mutu dafür gesorgt hatte, dass die Italiener vor dem Frankreich-Match überhaupt noch eine Aufstiegschance hatten. Die Italiener haben damit (Elferschießen ausgenommen) den ersten Sieg über Frankreich in der regulären Spielzeit seit genau 30 Jahren gefeiert. Bei der WM 1978 hatte es in Argentinien ein 2:1 gegeben.

Rumänien und Frankreich können sich damit so wie Österreich auf die anstehende WM-Qualifikation 2010 konzentrieren, alle drei Teams stehen ja gemeinsam in einer Quali-Gruppe. Dass die "Bleus" aber auch gegen die Österreicher noch von Domenech betreut werden, scheint seit Dienstagabend unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. (APA)

Gruppe C:
  • Frankreich - Italien 0:2 (0:1) Zürich, Letzigrund-Stadion, 30.585 (ausverkauft), Schiedsrichter Lubos Michel (SVK).

    Torfolge:
    0:1 (25.) Pirlo (Foul-Elfmeter)
    0:2 (62.) De Rossi (Freistoß)

    Frankreich: Coupet - Clerc, Gallas, Abidal, Evra - Toulalan, Makelele - Govou (66. Anelka), Ribery (10. Nasri/25. Boumsong) - Benzema, Henry

    Italien: Buffon - Zambrotta, Panucci, Chiellini, Grosso - Gattuso (82. Aquilani), De Rossi, Pirlo (55. Ambrosini) - Perrotta (64. Camoranesi) - Cassano, Toni

    Rote Karte: Abidal (24./Torraub)

    Gelbe Karten: Evra (Foul), Govou (Foul), Boumsong (Foul), Henry (Foul) bzw. Pirlo (Foul/für das Viertelfinale gesperrt), Chiellini (Foul), Gattuso (Foul/für das Viertelfinale gesperrt)