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Schön anzuschauen, aber bei Kontakt schmerzhaft

Foto: APA/EPA/Paul Hilton

Haut-Verletzungen nach dem Kontakt mit einer giftigen Qualle (portugiesische Galeere)

Foto: Giftnotruf des Münchner Uni-Klinikums rechts der Isar

Erhebliche Schmerzen, Brennen und Schwellungen sind die Symptome, wenn man die unliebsame Bekanntschaft mit Nesselzellen oder Giftstacheln von Meeresbewohnern gemacht hat. "Giftige Fische wie das Petermännchen oder Quallen verursachen die häufigsten Verletzungen im Wasser", weiß Gabrijela Gerber vom Giftnotruf des Münchner Uni-Klinikums rechts der Isar.

 

Petermännchen - häufig aber unbekannt

Petermännchen sind kleine Fische, die sich im seichten Wasser aufhalten und sich im Sand eingraben und auch in Mittelmeerregionen oder an der Atlantikküste vorkommen. Sie haben Giftflossen mit Stacheln an der Rückenflosse - bei Kontakt injizieren diese Stacheln Gift ins Gewebe. Die schmerzhaften Begegnungen geschehen vor allem beim Barfußlaufen im Wasser oder beim Von-der-Angel-nehmen der Fische.

Quallen - explosive Nesselzellen

Kommen die Tentakel einer Qualle mit der Haut in Berührung, kommt es zur "Explosion" der Nesselzellen, die darauf sitzen und das Gift wird ins menschliche Gewebe abgegeben. Aber auch Seeigel können böse Verletzungen mit ihren Stacheln verursachen. "Das ist alles sehr schmerzhaft", weiß die Ärztin aus Erfahrungen mit ihren Patienten.

Symptome

"Das Petermännchen verursacht extrem starke Schmerzen, die mit Schmerzmitteln kaum zu behandeln sind. Der betroffene Teil wird entzündet, gerötet und schwillt an", schildert Gerber die Symptome. Der Kontakt mit Quallen im Mittelmeer beschränkt sich glücklicherweise meist auf leichte Vergiftungen mit brennenden, streifenförmigen Hautquaddeln, die innerhalb einiger Tage wieder verschwinden. Unangenehm sind die Verletzungen trotzdem.

Lebensbedrohende Quallenart

Lebensgefährlich kann es aber in tropischen Meeren werden: die Portugiesische Galeere kann tödliche Verletzungen verursachen. Ebenso die giftigen Würfelquallen (z.B. Seewespen), die um Australien und im Pazifik vorkommen. Übelkeit, Kreislaufbeschwerden, Herz-Rhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Schwellungen mit Gewebsnekrosen sind die Auswirkungen schwerer Vergiftungen.

Erste Hilfe

Bei Zusammentreffen mit Quallen sollte man unmittelbar am Strand am besten eventuelle Tentakelreste vorsichtig vom Körper entfernen und mit Meerwasser spülen. "Kein Süßwasser verwenden, weil es das Gift erst recht freisetzt", rät Gerber. Bekannt ist das Phänomen, dass sich Seeläuse (Quallen im Larvenstadium) im Badeanzug verfangen und erst nach einer Süßwasserdusche ihr Gift freisetzen.

Heißwassermethode - Proteine werden denaturiert

Danach sollte man – auch bei Vergiftungen durch das Petermännchen - möglichst schnell die so genannte "Heißwassermethode" anwenden, rät Gerber: "Den betroffenen Körperteil eine halbe Stunde lang immer wieder in sehr warmes Wasser tauchen." Das funktioniert, weil die Wärme die Proteine im Gift denaturiert (deaktiviert, Anm.). Auch Spülen mit Essigwasser helfe, weil Essig die Nesselkapseln inaktiviert. Vom Abreiben mit Sand hält die Giftexpertin allerdings nichts, weil man die Haut dadurch noch zusätzlich verletzen könnte.

Unbedingt zum Arzt

In jedem Fall fordert Gerber aber zum Arztbesuch auf, da die regionalen Ärzte Erfahrungen mit Gifttieren haben und an den Verletzungen oft die Art des Tieres erkennen können. "Natürlich gehen die Symptome nicht von heute auf morgen weg, da müssen wir die Patienten oft vertrösten, geduldig zu sein."

An Medikamenten werden bei Bedarf Schmerzmittel verabreicht und Antihistaminika-Salben auf die verwundeten Stellen aufgetragen. In manchen Fällen müssen auch Röntgenaufnahmen gemacht werden um zu untersuchen ob Stacheln abgebrochen sind und noch im Gewebe stecken. "Antisera wie bei Schlangenbissen gibt es bei Wassertieren nicht", erklärt die Medizinerin.

Präventive Maßnahmen

"Zur Vorsorge ist eine Tetanusprophylaxe zu empfehlen", so Gerber. Das Institut für Reise- und Tropenmedizin in Wien empfiehlt ein Präparat, das unter dem Namen "Safe Sea®" erhältlich ist und auf den gesamten Körper, auch unter der Badekleidung, aufgetragen werden muss. Das Mittel reduziere die Zahl der auf der Haut explodierenden Nesselkapseln soweit, dass es zu keinen Veränderungen der Haut nach Quallen-, Seeanemonen- und Feuerkorallenkontakt kommt.

Ansonsten gelten einfache Maßnahmen: Aufpassen, nichts anfassen und in verlassenen Buchten mit Schuhen ins Wasser gehen. Kinder, die angeln, sollten Fische nicht selbst von der Angel nehmen. Auch Schnecken sollte man nicht einsammeln, auch sie könnten giftig sein. Beim Schnorcheln und Tauchen am besten nichts berühren, das man nicht kennt.

Vom Land ins Wasser

Noch ein Hinweis liegt Gerber am Herzen: Auch giftige Landtiere können im Wasser ihr Unwesen treiben. "Wir haben heuer schon einen Angler behandelt, der am See von einer Kreuzotter gebissen worden ist. Wenn es sehr heiß ist, gehen die Reptilien ins Wasser. Sie können sich dort gut bewegen und damit auch eine Gefahr für Schwimmer sein", warnt die Expertin vor unliebsamen Begegnungen hierzulande. (Marietta Türk, derStandard.at, 18.6.2008)