Wenn die dicke, grüne Plastiknudel zu Ende ist, hat Dixon Feierabend. Dann ist das eilig entstandene Möbel fertig: eine Version des "Fresh Fat Easy Chair", die zugleich der letzte Beitrag der Ausstellung "Formlose Möbel" im MAK ist. Darin sind weiters vertreten: die PU-Schaum-Eruption eines Gunnar Aagaard Anderson, der den Wülsten seiner Möbel den eigenen Willen beließ. Ferner polymorphe Polster. Und Aufblasmöbel, denen das In-sich-Zusammensinken, das Runzeligwerden zweite Natur zu sein scheint. In Summe zeigt das MAK den Reiz des Hingeschmierten, Ungestalten, Selbstbestimmten - aber keineswegs Absichtslosen.
Bürgerliche Wohnkultur
Denn zunächst geht es hier ja auch um bürgerliche Wohnkultur. Oder genauer: um die Zwänge des hoch- und geradlehnigen Gouvernantenmöbels, dessen stringente Rechte-Winkel-Architektur an den Körper weitergereicht wird, in die Armhaltung, die akkurat gespreizten Finger zum Tässchen Tee.
Als mit "Sacco" 1968 die bekannteste Möbelikone der "Formlosen" auftauchte, wurde so auch ein neues Sitzen angestrebt, eine Haltung, die den Flirt Richtung Liegen implizierte. Klar, dass das Thema Funktionalität bei einem Möbel wie "Sacco" in den Hintergrund treten durfte, ging es bei dem evozierten Hängen und Lümmeln doch vor allem um die Erosion bürgerlicher Steifheit. Besser unbequem lümmeln als Kreuzschmerzen vom korrekt verspannten Sitz.
Das Liegen als Hinweis auf Leistungsverweigerung ist den Loungern und Chill-out-Möbeln der heutigen Zeit fremd - das allein wäre ein Ansatz, der eine Retrospektive auf widerständiges Design, wie sie "Formlose Möbel" versucht, lohnen würde - auch wenn bei Letzterer selbst die ersatzweise Bezeichnung "ungeformt" in die Irre führt. Klar, einige wenige Ausnahmen gibt es allemal. Wenn Jerszy Seymour PU-Schaum - das Innenlebenmaterial heutiger Polstermöbel - Richtung Freiheit entlässt, wuchert das Ungestalte plötzlich wie Schimmelpilz und Angst. Und wie Robert Stadler Sitz- und Liegeelemente über Böden und in Raumecken schmiert - glasklare Referenz an den anarchischen Charme, mit dem Tafelklassler den ausgelutschten Kaugummi aufs Sperrholzmöbel drücken - ein Input, eine Daumenkuppe, und quill wie du willst.
Postulat der guten Form
Aber für die Mehrheit der Möbel, die hier zu sehen sind, kann von ungeformt keine Rede sein. Unübersehbar ist zumindest die Struktur: Rückenlehne, Sitzfläche, alles da, was zum Funktionieren qualifiziert. So bleibt in der Regel eine Oberfläche, die darf, wie sie will - und die vielfältig andeutet, was es einst zu überwinden galt: das Postulat der guten Form.