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Kroatiens Teamchef Slaven Bilic: "Wir sind besser als die Türkei."

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Der 35-jährige "Veteran" Rüstü Recber wird am Freitag statt des gesperrten Volkan Demirel das türkische Tor hüten.

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Der türkische Fußball-Teamchef Fatih Terim bezeichnet seine Spieler gerne als "Löwen". Von diesen sind ihm aber vor dem EURO-Viertelfinale gegen Kroatien am Freitag (20.45 Uhr) nicht mehr viele geblieben. Der späte 3:2-Triumph im Entscheidungsspiel der Gruppe A gegen Tschechien - in der Partie war die türkische Mannschaft bis zur 87. Minute zurückgelegen - scheint ein Pyrrhussieg gewesen zu sein.

Tormann Volkan zwei Spiele gesperrt

Bis zu sieben Spieler werden Terim gegen Kroatien fehlen. "Wir können nichts tun", sagte der 54-Jährige. "Es sind Spieler gesperrt und verletzt, aber wir haben Löwen, die sie ersetzen werden." Neben Tormann Volkan Demirel, der nach einer roten Karte in der Schlussphase des Tschechien-Spiels zwei Spiele aussetzen muss, und dem gelbgesperrten Mittelfeldmann Mehmet Aurelio fallen Emre Güngör und Tümer Metin definitiv aus. Regisseur Emre Belözoglu, Ayhan Akman und Gökhan Zan sind fraglich, Abwehrrecke Servet Cetin weiter angeschlagen, er dürfte aber spielen.

Trotz der wegen der zahlreichen Ausfälle schlechten Vorzeichen glaubt Terim an die Chance seines Teams. "Wir sind entschlossen, bis ins letzte Spiel zu kommen. Im Finale zu spielen würde uns stehen. Die türkischen und neutralen Fans würden sagen, dass wir es uns verdient haben", sagte er. Vor allem die unbändige Moral sei die herausragende Eigenschaft der Mannschaft: "Unser größter Vorteil wird sein, dass wir niemals aufgeben."

In den beiden abschließenden Gruppenspielen gegen die Schweiz (2:1) und Tschechien (3:2) hatte die türkische Auswahl jeweils einen Rückstand in der Schlussphase noch in einen Sieg verwandelt. "Wenn wir unseren Fußball spielen, können wir einiges schaffen", sagte Bayern-Legionär Hamit Altintop, der bei der EURO wegen der anhaltenden Personalprobleme rechts in der Viererkette spielt. "Wir brauchen keine Angst zu haben. Spätestens mit dem Sieg gegen Tschechien haben wir eine Menge Selbstvertrauen getankt."

Kroaten optimistisch

Auch Kroatien geht optimistisch und mit einem guten Gefühl in das Viertelfinal-Spiel am Freitag. "Wir sind besser als die Türkei", betonte der kroatische Teamchef Slaven Bilic am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Bad Tatzmannsdorf. Bilic und Kapitän Niko Kovac erwarten ein "sehr schweres Spiel", sehen die etwas größeren Vorteile aber in den eigenen Reihen. Die zuletzt angeschlagenen Stammspieler Darijo Srna und Ivan Rakitic dürften für das Spiel fit werden.

"Wir müssen geduldig sein. Wir sind jedenfalls physisch und psychisch vorbereitet", strich der Trainer hervor. Kroatien sei auf zwei Varianten der Türkei vorbereitet: "Auf eine offensive und eine arg offensive". Angst habe er vor dem Druck, den die Türken erzeugen können, nicht. "Wir haben eine Antwort vorbereitet: Nicht allzu sehr zurückziehen und den Türken nicht erlauben, sich 25 Meter vor unserem Tor festzusetzen". Zudem würden sich sicher Löcher auftun, wenn die Türkei nach vorne stürmt.

Dass die Türken vor allem offensiv spielen, ist für Bilic keine Überraschung, denn die allermeisten Spieler seien bei Spitzenclubs tätig und somit gewohnt, "dass sie nach vorne spielen und 80 Prozent ihrer Spiele gewinnen". Der türkische Trainer Terim, den er ob seiner Erfolge als "Legende" bezeichnete, könne ihn nicht überraschen. Wie er sich als junger Trainer vor einem EM-Viertelfinale fühlt? "Wie immer - als Spieler und als Trainer. Ob gegen Andorra, Italien oder im Viertelfinale... das ist immer so ein spezifisches Gefühl", sagte Bilic und deutete dabei mit ringelnden Handbewegungen auf seine Magengegend.

Kovac: „51:49-Favorit“

Kapitän und Salzburg-Legionär Niko Kovac erwartet ein kampfbetontes Spiel. "Vielleicht gibt es sogar Verlängerung oder Elfmeterschießen, aber wichtig ist nur der Aufstieg." Für Kovac ist der Einzug der Türkei ins Viertelfinale "keine Überraschung". Die Türkei sei ein "aggressives, technisch starkes Team" und sein Team müsse voll dagegen halten. Möglicherweise werde es "Provokationen" von türkischer Seite geben. "Aber es darf uns nichts überraschen, denn im gegenteiligen Fall würde das bedeuten, dass wir nicht 100 Prozent vorbereitet waren".

Kroatien müsse geduldig und diszipliniert spielen "und dann dürfte es keine Probleme geben". Sein Team sieht er als 51:49-Favorit. "Wir sind Optimisten. Wir werden alles geben und ich bin überzeugt, dass das nicht mein letztes Spiel im Nationalteam wird", betonte der 36-jährige Kovac.

1996 siegte Kroatien

Das bisher einzige Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften bei einer Europameisterschaft hatte 1996 Kroatien 1:0 für sich entschieden. Der damalige EM-Debütant Türkei war in der Vorrunde ohne Punkt und Torerfolg ausgeschieden.(APA)