Die Bauer Group führt mit Beregnungsanlagen den Weltmarkt an.

Foto: Bauer
Wien – Otto Roiss ist Spezialist für Gülle. "Da steckt jede Menge Energie drinnen, und die wollen wir herausholen." Schließlich lebe man in geschlossenen Kreisläufen, Ressourcen einseitig zu verbrauchen könne sich keiner mehr erlauben.

Roiss erzeugt mit seiner Firmengruppe Bauer Beregnungsmaschinen für die Landwirtschaft und ist damit Weltmarktführer. Das zweite stark wachsende Geschäft ist die Gülletechnik. Der Betrieb baut Anlagen zur Beförderung und Aufbereitung von Abwässern: Gülle wird in flüssige und feste Bestandteile zerlegt, entkeimt und in Einstreu, Dünger und Energie umgewandelt. Kunden reichen von Agrarkonzernen über Brauereien und Schlachthöfen bis zur Papierindustrie. Roiss stieg bei Bauer vor sieben Jahren als Sanierer ein. Das Unternehmen mit Sitz in Voitsberg hatte in den 90-er Jahre einen der größten steirischen Konkurse hingelegt. Roiss schaffte innerhalb eines Jahres im Zuge eines scharfen Sparkurses den Turnaround. Es habe ihn gereizt, eine marode Firma neu aufzustellen, sagt er. "Ich wollte mich zudem immer schon selbstständig machen." Derzeit stocke er seine Anteile bei Bauer auf – der Finanzinvestor Athena gibt seine 23-Prozent Beteiligung in zwei Schritten an ihn ab. Ein billiges Vergnügen sei das nicht, räumt dieser ein. Er wolle jedoch stark expandieren, und daher sei es klug, seine Position auszubauen.

Bauer beschäftigt 200 seiner 500 Mitarbeiter in Voitsberg. Sie verdoppelten den Umsatz seit 2003 auf 120 Mio. Euro, heuer gibt es ein Plus von knapp 20 Prozent. Produziert wird auch in Deutschland, Osteuropa, Brasilien und China. Die Materialkosten seien stark gestiegen. Der Bedarf an Gülletechnik sei aber ungebremst, so Roiss. Er bemüht sich derzeit um einen Großauftrag aus den USA. Es geht um 1500 Biogasanlagen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.6.2008)