Wien – Österreichs Möbelindustrie ächzt unter dem steigenden Kostendruck. Er werde beinahe täglich mit neuen Preiserhöhungen der Vorlieferanten konfrontiert, sagt Peter Scherf, Chef von Ada, Österreichs größtem Möbelhersteller. Es gebe allein bei Metallen eine Steigerung in zweistelliger Höhe. Die Möglichkeiten, um die Teuerungen selber abzufedern, seien mittlerweile erschöpft. "Wir kommen ohne Preisanpassungen nicht mehr durch." Die Steirer zählen zu den großen Lieferanten von Lutz und Leiner/Kika. 1800 Mitarbeiter setzen 120 Mio. Euro um. Produziert wird in Osteuropa – und mit 750 Leuten in Anger. 2009 entsteht ein weiteres Werk in Rumänien.

Preise sind gestiegen In Österreichs Möbelhandel sind die Preise von Jänner bis Mai um 3,2 Prozent gestiegen. Übers Jahr werde sich die Teuerung bei 2,5 bis drei Prozent einpendeln, erwartet Christian Wimmer. Er ist Chef der Verbände Wohn Union und Garant und kauft für 218 mittelständische Möbelhändler ein. "Die Listenpreise der Industrie steigen laufend" , bestätigt er. Der Möbelhandel hat den Umsatz 2007 um 3,2 Prozent auf rund vier Mrd. Euro gesteigert, rechnet der Marktforscher Regioplan vor. Partner der Garant und Wohn Union berichten von sieben Prozent Plus. Die Erträge waren aber alles andere als ermutigend, so der Tenor der Branche. Und inzwischen ist den Österreichern die Lust am Einrichten von Haus und Wohnung auch schon wieder vergangen. Das Geschäft lasse seit drei Monaten stark aus, sind sich Wimmer und Scherf einig. Angesichts höherer Preise für Sprit, Energie und Lebensmittel bleibe für Möbel weniger Geld.

Marktriesen legen zu

Leiner/Kika hat im Vorjahr in Österreich leicht an Umsatz verloren, Lutz und Ikea legten zu. Bei Lutz zeichne sich auch heuer deutliches Wachstum in Österreich ab, sagt Sprecher Thomas Saliger. Höhere Preise werde es nicht geben. Der Möbelkonzern profitiere von seiner Größe, erschließe neue Einkaufsquellen und schalte damit den Großhandel aus. Wie Kika investiert auch Lutz stark in Osteuropa.Am Mittwoch eröffnete ein neuer Möbelix in Brünn. In wenigen Wochen folgt Bratislava, sagt der für die Ostexpansion federführende Manager Ewald Repnik. Die Kosten für die Standorte seien allerdings massiv gestiegen. "In Rumänien ist der Markt aktuell völlig überhitzt." Selbst wer sich ein Grundstück gesichert habe, brauche noch bis zum Baustart weitere ein bis zwei Jahre Vorlaufzeit. In Österreich halten nur Diskonter und vereinzelt einige Edelketten nach neuen Standorten Ausschau. Heuer hat das belgische Möbelhaus Flamant in Wien eröffnet. Auch Domicil hat den Fuß in der Tür. Marktriese Ikea baut in Klagenfurt. Dort ist die Stimmung im Handel derzeit furchtbar, seufzt der Kärntner Möbelhändler Josef Rutar. Schuld habe die Fußball-EM. "Es fehlt die Frequenz." Die Landbevölkerung traue sich nicht mehr in die Stadt. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.6.2008)