Peking - Drei Monate nach den blutig
niedergeschlagenen Unruhen in Tibet bereiten sich die dortigen
Behörden auf die Ankunft des Olympischen Feuers vor. Nach Pekinger
Regierungsplänen führt der Fackellauf am Samstag durch die
Regionalhauptstadt Lhasa. Die elf Kilometer lange Staffel soll am
Norbulingka-Palast, der einstigen Sommerresidenz des Dalai Lama,
beginnen und beim Potala, der großen Palastburg, enden, wie die
englischsprachige Zeitung "China Daily" am Freitag berichtete.
Kritik am IOC
Sicherheitsvorkehrungen wurden nicht erwähnt, doch war davon
auszugehen, dass diese sehr streng sein würden. Tibet-Aktivisten
haben den geplanten Stopp der Flamme in Lhasa kritisiert und der
chinesischen Regierung vorgeworfen, sie wolle damit demonstrativ ihre
Herrschaft über die Himalaya-Region zur Schau stellen. Der Fackellauf
soll in Tibet nur einen Tag dauern statt drei Tage, wie ursprünglich
geplant. Zur Begründung hieß es, man habe nachträglich noch die
benachbarte Provinz Sichuan einbezogen, der große Teile Tibets
angegliedert worden sind.
"Ohne mit der Wimper zu zucken, hat das Internationale Olympische
Komitee IOC den Chinesen erlaubt, die Fackel, ein Symbol der
Olympischen Spiele, an sich zu reißen um damit die Tibeter
niederzuknüppeln", erklärte Lobsang Gyalpo, Vizeobmann der
Vereinigung "Save Tibet" in Österreich. "Das IOC hat sich gegen die
Chinesen wegen ihrer gebrochenen Zusagen nicht durchgesetzt, es ist
zu ihrem Mitspieler geworden."
Exil-Tibeter kritisieren den Fackellauf als Ausdruck des
chinesischen Machtanspruchs, ebenso die muslimischen Uiguren in der
Nordwest-Region Xinjiang. Am Dienstag hatte das olympische Feuer
Urumqi, die Hauptstadt der Region Xinjiang, erreicht. Der Fackellauf
durch Xinjiang war überraschend um eine Woche vorverlegt worden. Die
Behörden hatten die Bevölkerung vor Beginn aufgefordert, den
Fackellauf im Fernsehen zu verfolgen. Es gebe Sicherheitsbedenken
wegen der möglicherweise großen Zuschauermenge. (APA)