Wien - Der Bawag-Prozess geht nun nach bereits 111 Verhandlungstagen doch einem Abschluss entgegen. Richterin Claudia Bandion-Ortner hat den Fahrplan für die Endphase präzisiert. Mit einem Urteil in dem Mega-Wirtschaftsverfahren kann Anfang Juli gerechnet werden. Im Fall von Schuldsprüchen drohen den neun Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft. Am 16. Juli 2007 hatte der Prozess im Wiener Landesgericht begonnen.

Montag nächster Woche findet die letzte "reguläre" Verhandlung statt. Am Dienstag (24. Juni) sollen dann die Plädoyers beginnen: Den Anfang macht Staatsanwalt Georg Krakow, dann folgen die Vertreter von Bawag und ÖGB, Professor Wolfgang Brandstetter und Michael Rovina. Die Bank und ihr früherer Eigentümer, der Gewerkschaftsbund, haben sich als Privatbeteiligte dem Prozess angeschlossen.

Die Verteidiger der Angeklagten werden in der Reihenfolge der Anklageschrift sprechen: Als erster ergreift Elsners Anwalt Wolfgang Schubert das Wort, dann folgen die Verteidiger von Ex-Bawag-Chef Johann Zwettler. Bis Donnerstag (26. Juni) sollen alle Anwälte ihre Plädoyers halten. Der Freitag ist - nach bisheriger Planung - verhandlungsfrei.

Urteilsverkündung am Morgen

Am Montag darauf (30. Juni) sind die Schlussworte der Angeklagten geplant. Das aus vier Frauen bestehende Schöffengericht - zwei Berufsrichterinnen und zwei Laienrichterinnen - zieht sich dann zur Beratung zurück. Mit einem Urteil könne vermutlich am 3. oder 4. Juli gerechnet werden, erwartet die Richterin. Die Urteilsverkündung im Großen Schwurgerichtssaal soll - wie die Verhandlungstage - um 9.15 Uhr beginnen.

Den Angeklagten wird Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen, Elsner ist zusätzlich noch des schweren Betrugs angeklagt. Der Schaden, den Helmut Elsner der Bawag zugefügt haben soll, beläuft sich auf 1,72 Mrd. Euro. Hier ist aber noch nicht der vorgeworfene Schaden durch die Karibik-1-Geschäfte (bis 1994) enthalten, wegen derer Elsner im Zuge des Prozesses ebenfalls angeklagt wurde.

Elsner ist als einziger der Angeklagten in U-Haft. Ex-Bawag-Generaldirektor Johann Zwettler, der Spekulant Wolfgang Flöttl, die früheren Bawag-Vorstände Christian Büttner, Hubert Kreuch, Josef Schwarzecker und Peter Nakowitz, der ehemalige Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger sowie der Wirtschaftsprüfer Robert Reiter befinden sich auf freiem Fuß. Teilgeständnisse haben bisher Zwettler, Weninger und Flöttl abgegeben. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. (APA)