Wien - Mit Verwunderung beobachten die Wiener Grünen die "öffentliche Schaumschlägerei" zwischen VP und SP in Sachen AHS-Aufnahme und "Neue Mittelschule". In der Öffentlichkeit werde zwar "heftig gestritten, die großen Dinge werden aber untereinander ausgepackelt", meinte die Schulsprecherin der Wiener Grünen, Susanne Jerusalem, gegenüber der APA. Am Freitag soll im Pflichtschul-Kollegium des Stadtschulrats der Modellversuch zur "Neuen Mittelschule" in Wien beschlossen werden.

"Neue Mittelschule

Für Jerusalem ist die "Neue Mittelschule" bloß eine geringfügige Verbreiterung des derzeitigen Schulversuchs zur "Kooperativen Mittelschule", in der praktisch alle Hauptschulen vereinigt sind. Statt eine gemeinsame Schule zu schaffen, werde eine vierte Schulform neben Hauptschule, AHS und Sonderschule geschaffen - "das ist absurd und für die Eltern nicht überschaubar".

Vier AHS fehlen

"Viel Marktschreierei" ortet Jerusalem in den Angriffen von VP-Bildungssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager auf Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl wegen deren "wirklich unglücklicher Weisung", alle AHS-reifen Schüler an ihrer Wunschschule aufzunehmen (derStandard.at berichtete). "Wer hat denn die mindestens vier AHS, die in Wien fehlen, nicht errichtet?", verwies Jerusalem auf die jahrelange Zuständigkeit von Ex-VP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. Auch die beiden großen "Hemmer" der Wiener Schulpolitik habe die VP verschuldet bzw. mitverschuldet: Es gebe nach wie vor keine Gesamtschule, und seit 2000 wurden zahlreiche Lehrerposten durch den Finanzausgleich gekürzt.

Umgekehrt habe sie im Stadtschulratskollegium nie den Eindruck gehabt, dass die sozioökonomisch benachteiligten Schüler der SP bzw. Brandsteidl ein Anliegen sind. Auch die sinnvollste Maßnahme, alle Kinder ab drei Jahren verpflichtend und kostenlos in den Kindergarten zu schicken, finde nicht statt. (APA)