Für einen "seelenlosen Rechenautomaten" (SPÖ-Diktum) wirkt Walter Pöltner allerdings ziemlich lebendig. Ihn und sein Team fragt der Sozialminister tatsächlich, wenn er Änderungen im Pensionssystem plant, und keinen Blechtrottel. "Weil sich menschliches Verhalten nicht so einfach kalkulieren lässt" , sagt Pöltner.
Gut – mit dem Abakus rechnen die Experten auch nicht. Laut ursprünglich geplanter Automatik sollen Sektionschef Pöltner und seine Crew inklusive staatlicher Pensionskommission in Aktion treten, wenn die Lebenserwartung gegenüber 2009 um mehr als sechs Monate gestiegen ist. Mithilfe spezieller Software werden dann die finanziellen Auswirkungen fürs Pensionssystem festgestellt.
Fehlt Geld, um die Pensionen zu sichern, geht die Rechnerei erst richtig los. Die Experten versuchen zu kalkulieren, an welchen Schrauben wie stark gedreht werden müsste, um das Minus auszugleichen. Sollen etwa die Versicherungsbeiträge steigen? Oder das Pensionsalter? Und genau das lasse sich eben nicht wie suggeriert per Knopfdruck ausrechnen, indem ein Apparat mit den veränderten Parametern gefüttert wird, sagt Pöltner: "Wer so einen Computer erfindet , verdient den Nobelpreis."
Unsicherheitsfaktor Mensch
Jede starre Formel greift zu kurz, weil Menschen eigenwillig und oft unerwartet reagieren. Steigt zum Beispiel das Pensionsalter, lässt sich nie genau prognostizieren, wie viele Leute tatsächlich länger arbeiten oder etwa die Invalidenpension als Schlupfloch nützen. Oder: Werden die Beiträge angehoben, könnten Arbeitnehmer in die (Schein-)Selbstständigkeit entfleuchen. Mathematiker brüten im Sozialministerium zwei Monate lang über Modellrechnungen. Anschließend werden die Szenarien von Statistikern, Wirtschaftsforschern und anderen Fachleuten auf ihre Plausibilität überprüft.