Was braucht es, um die Chancen auf ein Aufenthaltsrecht in Österreich zu erhöhen? Nach einem Selbstmordversuch, mehreren Nervenzusammenbrüchen und letztlich einem ärztlichen Gutachten, das dringend zu einer „psychologischen und psychotherapeutischen“ Behandlung rät, tut sich für Familie Zogaj zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer auf. Dass sowohl Vater als auch Mutter hier gearbeitet, brav Steuern gezahlt haben, die Kinder die Schule besucht und voll integriert waren, hat nichts bewirkt. Erst jetzt, wo man der Familie die Lebensgrundlage entzogen hat, Nurije Zogaj körperlich und seelisch ein Wrack und die Familie zerrissen ist, keimt vorsichtig Milde auf.

Der Fall der Familie Zogaj ist ein Armutszeugnis österreichischer Asylpolitik. Systematisch wurde eine Familie, die aus gutem Grund aus dem Kosovo geflüchtet ist, zerstört. Und jetzt, wo ein Teil der Kinder allein im Kosovo sitzt, der Vater untergetaucht ist, Mutter Nurije und Tochter Arigona die Kraft zu kämpfen längst ausgegangen ist, zeigt man sich gnädig. Kranke Menschen schiebe man „prinzipiell“ nicht ab, heißt es aus dem Innenministerium. Aber Betroffene mit einer nicht nachvollziehbaren Härte in die besagte Krankheit zu treiben – damit hat man offenbar wenig Probleme. Die Seele muss wund sein, um Hoffnung auf des Ministers Gnade zu haben.

Zumindest für Innenminister Platter hat sich mit dem vorliegenden Gutachten durch einen, seinem Ministerium nahestehenden, Mediziner ein Exit-Szenario aus dem Fall Zogaj offenbart: Vom Ja zur Abschiebung muss er nicht abrücken, da das vorläufige Nein dazu vonseiten der Medizin kommt. (DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.6.2008)