Die Mahnung an die ölproduzierenden Staaten, ihre Ölhähne weiter aufzudrehen, wird wohl überhaupt nicht, und wenn, dann nicht in dem von den Verbrauchern im Westen gewünschten Maße befolgt werden.

Denn Faktum ist, dass die hohen Preise für die ölproduzierenden Länder sehr komfortabel sind - sei es, um sanft in neue Branchen zu diversifizieren, sei es, um ein Land aus einem Entwicklungs- oder Schwellenniveau hochzuheben, sei es, um ein bestehendes, nicht zuletzt häufig korruptes, Regime abzusichern.

Außerdem spielt bei diesen Überlegungen auch hier der niedrige Dollar eine unsägliche Rolle. Öl wird in Dollar abgerechnet, und wenn der schwächelt, spüren dies die Ölförderländer. Ein hoher Ölpreis mildert oder egalisiert für sie die Dollarschwäche.

Natürlich ist dies Gift für die weltweite Konjunktur. Natürlich trifft dies die Entwicklungsländer ins Mark, die über keine Erdölvorkommen verfügen und nicht wie die EU eine starke Währung haben, mit der sie teures Öl mit dem schwachen Dollar relativ günstig einkaufen können. Dazu ein Beispiel aus dem kleinen Österreich: Machte die Erdöl- und Erdgasrechnung bisher schlappe neun Milliarden Euro aus, wird diese Rechnung auf mehr als zehn Milliarden ansteigen.

Weniger Wirtschaftswachstum in den reichen Ländern und Unruhen in den armen erdölimportierenden Entwicklungsländern können also die Folge hoher Ölpreise sein. Doch ob die Förderländer abseits der glitzernden arabischen US-Freunde für solche Argumente offen sind, ist mehr als fraglich. (DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.6.2008)