Ein Stück IT-Geschichte

Parallel zur Fußball-EM wird Ende Juni auch ein Stück IT-Geschichte ihr Ende finden. Bill Gates wird das Tagesgeschäft bei Microsoft vollends seinem Studienfreund Steve Ballmer überlassen und sich künftig mit seiner Frau auf die gemeinsame Stiftung konzentrieren.
Im Bild: Bill Gates 1987.

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Mehr als 30 Jahre war er die Vorzeigefigur

seines Unternehmens, der gesamten Softwareindustrie und auch des amerikanischen Erfolgstraums: Ein Studienabbrecher, der 1975 mit gerade einmal 20 Jahren eine kleine Softwarebude mit seinem Schulfreund Paul Allen gründet und zwei Jahrzehnte später mit einem Vermögen von 12,9 Milliarden Dollar erstmals zum reichsten Mann der Welt wird. Laut Forbes Magazin führte er seitdem die Liste der Superreichen bereits elfmal an.
Im Bild: Die Reichsten der Reichen: US-Finanzier Telekom-Mogul Carlos Slim und Bill Gates.

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Am Anfang war bei der Entwicklung

des Softwareunternehmens auch eine gute Portion Glück mit von der Partie: Im August 1980 unterzeichnete Gates einen Vertrag für eine Software für den ersten Heimcomputer (alias Personal Computer) des Großrechnerbauers IBM. Der PC wurde ein Welterfolg und mit ihm auch das zugehörige Betriebsystem MS-DOS 1.0. Im Bild Paul Allen (links) und Bill Gates kurz nach der Unterzeichnung des Vertrags mit IBM.

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Der IBM-PC wurde zum Standard

und Microsoft zum größten Softwarehersteller der Welt. In dem Jahr, in dem Windows 95 vorgestellt wird, erwirtschaftet das mittlerweile in Redmond ansässige Unternehmen bereits einen Ertrag von knapp sechs Milliarden Dollar. Für das Geschäftsjahr 2007/08 (30. Juni) wird ein Umsatz von etwa 60 Mrd. Dollar bei einem Gewinn von rund 24,3 Mrd. Dollar erwartet.
Im Bild: Slash (L), Gittarist der Band Velvet Revolver, spielt mit Bill Gates während dessen Keynote auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas.

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Wo viel Licht, ist auch viel Schatten:

Die Expansionstrategie des Konzerns und einige seiner Geschäftspraktiken riefen und rufen immer wieder Kritiker und Kartellbehörden auf den Plan. 2000 entkommt das Unternehmen in den USA knapp seiner Zerschlagung. 2004 verdonnert ihn die EU-Wettbewerbsbehörde wegen Missbrauchs seiner Monopolstellung zu einer Rekordstrafe von knapp 500 Mio. Euro.

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Der introvertierte Gates

hielt sich bei all diesen Querelen im Hintergrund. Bereits im Jahr 2000 überließ er Steve Ballmer das Unternehmensruder, um in seiner Rolle als Chief Software Architect aufzugehen. "Kritik an der Windows-Software hat ihn immer besonders schwer getroffen", sagt ein Unternehmensinsider.

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Ganz loslassen wird er von "seinem" Unternehmen nicht können.

Doch die Zeiten in der Branche haben sich geändert. "Bill Gates war ein hervorragender Player in einer Welt, als Software noch in einer Schachtel steckte und man damit riesige Gewinne erzielen konnte", meint George Colony, Chef des Marktforschungsunternehmens Forrester Research.
Im Bild: Englands Queen Elizabeth II (Mitte) verleiht Bill Gates den Ehrenrittertitel. Daneben Gates Ehefrau Melinda, mit der er gemeinsam die weltgrößte private Stiftung betreut.

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Der Softwaregigant tut sich derzeit schwer damit,

auf neue Herausforderungen zu reagieren. Wettbewerber wie der Internetgigant Google erobern den virtuellen Schreibtisch auf dem PC.
Im Bild: Eines der Notizbücher von Leonardo da Vinci, im Besitz von Microsoft-Gründer Bill Gates, wird als virtuelle Version von der British Library ausgestellt; von Microsoft anlässlich der Einführung von Windows Vista gesponsert.

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Bei aller Kritik war und ist Gates

jedoch auch immer eines: ein Visionär. Seine Vision "In jedem Wohnhaus ein Personal Computer" ist Wirklichkeit geworden. Die Vision, eine bessere Welt zu schaffen, wird wesentlich schwerer umzusetzen sein.
Im Bild: Bill Gates bei der Velreihung des Ehrendoktor-Titels an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts am 7. Juni 2007.(Karin Tzschentke; DER STANDARD, Printausgabe vom 21.6.2008)

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