Frankfurt/Washington - EADS-Chef Louis Gallois hofft trotz des Rückschlags bei der Ausschreibung weiter auf den milliardenschweren Auftrag der US-Luftwaffe zum Bau eines Tankflugzeugs. "Wir stehen immer noch unter Vertrag und sind überzeugt, dass unser Flugzeug das beste ist", sagte Gallois dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" einem am Samstag veröffentlichten Bericht zufolge. Für EADS geht es nicht nur um die Lieferung von 179 Tankflugzeugen über 15 Jahre im Wert von rund 35 Milliarden Dollar, sondern auch um den ersehnten Schritt auf den US-Rüstungsmarkt, der bisher von heimischen Herstellern dominiert wird.

Der Rechnungshof (GAO) des US-Kongresses hatte am Mittwoch schwere Fehler im Vergabeverfahren gerügt und empfohlen, die Ausschreibung zumindest teilweise neu aufzurollen. EADS-Rivale Boeing, der mit einer Eigenentwicklung gegen das Bündnis aus dem europäischen Rüstungs- und Flugzeughersteller und Northrop Grumman antritt, hatte sich gegen den im Februar erteilten Zuschlag zur Wehr gesetzt. Gallois betonte nun, die Behörde habe nicht die Qualität der angebotenen Flugzeuge auf Basis des Airbus A330 bewertet, sondern nur die Einhaltung der Ausschreibungsregeln geprüft.

"Wir wollten Wettbewerb sicherstellen"

Der geschasste Chef der US-Luftwaffe, Michael Wynne, erklärte, er rechne damit, dass die Streitkräfte der Empfehlung der GAO folgen und neue Angebote von Boeing und Northrop einholen würden. Der für den Einsatz der neuen Tankflugzeuge geplante Zeitpunkt 2013 sei nun sehr wahrscheinlich nicht mehr zu halten. Die Air Force hat 60 Tage Zeit, auf die Vorwürfe der GAO zu reagieren. So lange liegen die Arbeiten an dem Airbus-Tankflugzeug still. Den Spatenstich für die Fabrik im Bundesstaat Alabama, in der es gebaut werden soll, hat Northrop bereits abgesagt.

"Wir wollten Wettbewerb sicherstellen", verteidigte Wynne den Ablauf des Bieterverfahrens. Nur mit einem Konkurrenten für Boeing habe sich der beste Preis für die Regierung und den Steuerzahler erzielen lassen. Auf die Frage, was schiefgelaufen sei, sagte Wynne: "Ich glaube, wir haben es übermäßig komplex gemacht." Im ersten Anlauf hatte sich Boeing durchgesetzt, doch wurde das Verfahren 2003 neu aufgerollt, als sich herausstellte, dass eine für die Vergabe verantwortliche hochrangige Luftwaffen-Angestellte gleichzeitig über einen hoch dotierten Job bei Boeing verhandelte.

EADS hatte jahrelang beklagt, dass ihr der Zugang zu Aufträgen der US-Streitkräfte faktisch verwehrt sei. In einem Interview mit der "Wirtschaftswoche" sprach sich der Chef des US-Rüstungsherstellers Lockheed Martin, Robert Stevens, für eine stärkere Öffnung auf beiden Seiten des Atlantik aus. "Natürlich gibt es in den USA eine Diskussion darüber, ob die Europäer ihre Märkte in vergleichbarem Maße öffnen. Ich halte den Zuschlag für die EADS für ein gutes Zeichen." Die amerikanische Seite müsse aber mit ihrer Öffnung auf Gegenseitigkeit hoffen dürfen. (APA/Reuters)