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Foto: Reuters/Ordonez
Wien - Wer Großes erreichen will, muss zu allem bereit sein. Zumindest beim spanischen Fußball-Nationalteam dürfte das so sein: "Wenn sie am Spielfeld sterben müssen, werden sie sterben", verkündete Teamchef Luis Aragones am Vorabend des Viertelfinalspiels seiner Elf bei der EURO 2008 gegen Italien im Wiener Ernst-Happel-Stadion (Sonntag/20.45). Nachsatz: "Unter Anführungszeichen natürlich."

Gemeint hat "Luis" nämlich Folgendes: "Um so ein Spiel zu gewinnen, musst du unbedingt mit einer positiven Einstellung hineingehen. Die hat die Mannschaft. Sie werden sicher 110 Prozent oder noch mehr von sich geben." Dann könnte sie auch den vierfachen Weltmeister Italien schlagen: "Ich habe ein Team, das es sich verdient, einmal aufs Ganze zu gehen. Wir haben ja einen positive Serie, die schon über eineinhalb Jahre dauert."

Seit 19 Spielen ungeschlagen

"La Roja" ist bereits seit 19 Spielen ungeschlagen. Seit einem 0:1 gegen Rumänien in einem Testspiel in Cadiz im November 2006 wurden 17 Spiele gewonnen und nur zwei remisiert. Aber: "Italien hat immer diesen Siegeswillen", meinte Aragones. Daher sollte man auch die Ausfälle (Andrea Pirlo, Gennaro Gattuso und Andrea Barzagli) nicht überbewerten: "Sie sind eine äußerst konkurrenzfähige Mannschaft und können die drei sicher ersetzen." Auch wegen Stürmer Luca Toni mache er sich keine speziellen Sorgen: "Er ist ein sehr guter Mann, aber wir müssen eben versuchen, zu unserem Spiel zu kommen."

Also: Den Ball möglichst viel in den Reihen zu halten, bis der Gegner müde ist, oder über rasche Konter zuschlagen. "Wir sind gut, wenn wir in Ballbesitz sind. Sobald sie ihn uns wegnehmen, leiden wird. Aber man muss auch leiden können." Taktische Details wollte Aragones nicht verraten: "Taktik ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass du im richtigen Moment zuschlägst. Italien ist besser in der Verteidigung, Spanien im Angriff."

"...diesmal könnt ihr euch eventuell irren"

Dennoch ließ "Luis" durchblicken, dass er möglicherweise nicht hundertprozentig auf die Mannschaft setzt, welche die beiden ersten Spiele der EURO (4:1 gegen Russland und 2:1 gegen Schweden) gewonnen hat. Obwohl dies für die spanischen Journalisten so gut wie feststeht: "Ich weiß die Mannschaft wirklich noch nicht, aber diesmal könnt ihr euch eventuell irren."

Der bisher vierfache EURO-Torschütze David Villa wiederum will weiter treffen und nicht in der Vergangenheit herumkramen. Seit Tagen muss er sich anhören, dass Spanien bisher mit zwei Ausnahmen (1964 und 1984) bei WM- und EM-Endrunden spätestens im Viertelfinale ausgeschieden ist. Gegen die Italiener wurde zudem noch nie ein WM- oder EM-Spiel gewonnen. Villa ist das egal: "Wenn sie gegen uns gewinnen wollen, müssen die Italiener einfach besser sein. Wir denken nicht an die Geschichte. Sobald der Ball rollt, hat niemand etwas von der Vergangenheit."

Abgeschobene Favoritenrolle

Manche Spieler greifen in ihren Analysen aber doch darauf zurück. Für Stürmer Fernando Torres und "portero" Iker Casillas ist Italien Favorit: "Sie sind wegen ihrer Geschichte zu favorisieren. Sie haben mehr Titel, während Spanien schon seit Ewigkeiten keine EM mehr gewonnen hat". Das geschah ja auch nur einmal: 1964 im heimischen Bernabeu-Stadion von Madrid mit einem 2:1 gegen die UdSSR.

"Wir müssen jetzt die gute Stimmung und den guten Fußball, den wir bisher geboten haben untermauern", forderte Casillas. "Aber Italien ist immer Italien. Verteidiger Carles Puyol sieht das ähnlich. Italien habe schon oft Effizienz bewiesen: "Sie brauchen nicht gut spielen, um zu gewinnen. Wir schon." Bei Partien wie jener am Sonntag gehe es aber immer sehr knapp zu: "Da kommt es auf Details an."(APA)