Amina Baghajati (Sprecherin der islamischen Glaubengemeinschaft), Daniela Abusubhia (Initiative Muslimische Frauen in Österreich) und Anas Schakfeh (Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft) unterm Gipfelkreuz des Peilstein.

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Altenmarkt - Kuriose Wahlkampftricks können mitunter auch zum besseren Miteinander führen: Christen und Muslime luden am Wochenende zum "Kipferlsturm" auf den Peilstein im Wienerwald ein. Auslöser für den gemeinsamen Wandertag war die Befürchtung von BZÖ-Chef Peter Westenthaler im Wahlkampf 2006, Halbmonde könnten Kreuze auf heimischen Gipfeln ersetzen. Dass dem doch nicht so ist, überzeugten sich unter anderem Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), der "Plattform Christen und Muslime" und des Österreichischen Alpenvereins.

Der Hintergrund: Westenthaler hatte im TV-Duell mit Alfred Gusenbauer (SPÖ) aus einem angeblichen Briefwechsel des Wiener SP-Gemeinderats Omar Al-Rawi mit dem Alpenverein zitiert. Der Brief stellte sich als Fälschung heraus, trotzdem wollte der BZÖ-Obmann lange Zeit nicht von dem Standpunkt abrücken, der Alpenverein wolle eine islamische Sektion im Alpenverein einrichten und auf Gipfeln statt der Kreuze Halbmonde errichten. Die angeblichen Verfasser gingen wegen der Unterstellungen vor Gericht, mit Al-Rawi gab es einen Vergleich, das Verfahren gegen den Alpenverein verlor der Westenthaler.

"Der einzige, der hier verloren hat, war der Politiker", resümierte Alpenvereins-Vizepräsident Andreas Ermacora neben dem Gipfelkreuz des Peilsteins stehend. Auch er hatte sich an der Wanderung mit Symbolcharakter beteiligt, nicht zuletzt, um klarzustellen: "Wir sind ein Verein, der offen ist. Bei uns ist jeder herzlich willkommen." Trotzdem sei die Aktion Westenthalers alles andere als angenehm für den Alpenverein gewesen, man habe sich plötzlich mitten im Wahlkampf gefunden.

"Ein Kreuz ist für mich nichts Fremdes", zerstreute IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh Ängste, der Islam hätte die Demontage geliebter abendländischer Symbole geplant. Er stellte klar: "Wir sind gläubige Muslime und es stört uns überhaupt nicht, dass es gläubige Katholiken in diesem Land gibt. Manchmal haben wir verschiedene Gottesbilder aber wir meinen den einen Gott." Auch Al-Rawi nutzte die Gelegenheit zu Bekenntnissen unterm Gipfelkreuz: "Für mich waren Kreuze nie etwas Fremdes, schon gar nichts Artfremdes."

"Christlich-muslimische Fanzone"

Zugehen gab es auch von christlicher Seite: Der Journalist Heinz Nußbaumer hieß im Namen der "Plattform Christen und Muslime" die mehr als 30 Teilnehmer Willkommen in der "christlich-muslimischen Fanzone". "Religion darf nie exklusiv, nie ausschließend und nie abgrenzend sein." Das Verbindende in 716 Meter Seehöhe sollte nicht nur das gemeinsame Anliegen sein. Zwei Körbe mit Kipferln standen bereit, um die Angst vor dem Halbmond konsequent abzubauen. Ein Diplom sollte das Gipfeltreffen amtlich machen.

Mitgewandert - genauer gesagt mit dem Fahrrad angereist - war auch der wahre Verfasser des aufsehenerregenden Halbmond-Briefes. Der Journalist Gerd Millmann, einst Pressesprecher des nunmehrigen SPÖ-Parteichefs Werner Faymann zu Zeiten als Wiener Stadtrat, beobachtete das Geschehen unauffällig. Neuster Stand im Halbmond-Streit: Westenthaler wolle nun auch gerichtlich gegen ihn vorgehen. Die Aktion selbst habe Millmann persönlich außer ein bisschen Schulterklopfen nicht viel gebracht. (APA)