Knapp drei Wochen reiste Angelika Kaufmann durch den Jemen, in einer Gruppe von zwölf Teilnehmern. In drei Jeeps fuhr man durch die Wüste. Einen Fotoapparat hatte sie nicht dabei. So begann sie, ein Tagebuch zu schreiben, zu notieren, "wo man war". Doch die unruhige Bewegung der Fahrt, der holprige Steppengrund schrieben sich selbst in ihre Aufzeichnungen ein. Formten den Körper der Schrift im Takt der Reise - was die Künstlerin schnell zu faszinieren begann. Bald wählte sie "den schlechtesten Platz in der Mitte der Rückbank mit der besten Übersicht - und den wildesten Fahrer".
Nicht die Worte und Sätze sind die eigentlichen Erzähler ihres Tagebuchs, sondern die Schlingen und Abbrüche der Schrift. Sie berichten spürbar vom unebenen Boden, den die schreibende Hand überquerte. Und vom Glück des Durchgeschütteltwerdens.
An einem ebenso stillen wie verborgenen Ort, in der kleinen Galerie der edition splitter in der Salvatorgasse im ersten Wiener Bezirk direkt bei der Fischerstiege, finden sich Angelika Kaufmanns Tagebuchaufzeichnungen derzeit ausgestellt - bis zum 30. Juni noch.
...reise nach… nennt sie die leise Schau, in der nicht die Ziele, ja nicht einmal der Jemen selbst zum Thema werden, sondern das Reisen von sich selbst erzählt.
Zeitgleich mit der Ausstellung wurde ein anderes ihrer Werke prämiert, das Kinderbuch Wenn ich einmal groß bin, sagt das Kind, in dem sie Illustrationen zu dem Text von Gerda Anger-Schmidt zeichnete - mit der Aufnahme in die "Kollektion Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis". Auch dort purzeln die Buchstaben wild und unbeherrschbar durch die Seiten, werden zu Gesichtern, Hundeschnauzen und anderem Leben.
Seit vierzig Jahren, seit 1968, illustriert Angelika Kaufmann Kinderbücher, ersinnt Bildwelten zu Texten von Mira Lobe, Friederike Mayröcker oder Elfriede Gerstl, Bücher mit Titeln wie Leb wohl, Fritz Frosch (Lobe), Sinclair Sofokles der Baby-Saurier (Mayröcker) oder Die fliegende Frieda (Gerstl). Viele ihrer Illustrationen wurden ausgezeichnet - und trotz des Drucks durch ökonomische und Zeitzwänge, die ihr die Arbeit am Kinderbuch mitunter schwermachen - "ich bin ein langsamer Mensch. Ich brauche Zeit" - mag sie diese Hälfte ihrer Kunst nicht missen.