Welche Überraschung. Die erste Partei, die auf die Ausschreitungen in Ottakring reagiert hat, war die FPÖ. Herr Strache lamentierte wie üblich über "aggressive Kroaten und Türken", "Angst und Schrecken" und "große Heerscharen von Türken".

Unabhängig von diesem populistischen Quatsch muss allerdings doch die Frage gestellt werden, warum jeder Experte geahnt hat, dass es in der Ottakringer Straße früher oder später zu Schwierigkeiten kommen wird. Mehrere Faktoren haben in der Nacht zum Samstag zu den Ausschreitungen geführt. Primär natürlich die Anhänger beider Seiten, die einerseits die gegnerische Seite provozierten und sich andererseits im Schutz der Masse sicher genug fühlten, um mit Flaschen und Steinen zu werfen.

Warum es gerade zwischen Türken und Kroaten zu dieser Eskalation gekommen ist? Und nicht zwischen Österreichern und Deutschen, als Wien doch nicht Córdoba geworden ist? Die Abstammung spielt dabei weniger eine Rolle, schließlich haben sich Niederländer, Russen und Schweizer am Sonntag in Basel noch heftiger befetzt. Österreich – Deutschland blieb vor allem deshalb friedlich, weil es kein "deutsches Viertel" in Wien gibt. Und sich so der "Feind" in diesem Fall nicht leicht lokalisieren lässt.

Zum anderen muss sich auch die Polizei Kritik gefallen lassen. Der Einsatz war zwar vorbildlich verhältnismäßig – teilweise aber zu spät. Wäre durch großräumige Umleitung verhindert worden, dass sich die beiden Lager überhaupt gegenüberstehen, wäre die Ottakringer Nacht wohl laut, aber nicht so unruhig geworden. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 23. Juni 2008)