London/Berlin/Zürich (APA/dpa/AFP) - Der Rückzug der simbabwesischen Opposition aus der Stichwahl um das Präsidentenamt ist am Montag Gegenstand von Pressekommentaren:

  • "The Daily Telegraph" (London):

    "Die Partei des Oppositionskandidaten Morgan Tsvangirai MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) hat im Gegensatz zu vielen afrikanischen Oppositionsbewegungen versucht, gewaltfrei zu bleiben. Tsvangirai hat erneut die internationale Gemeinschaft aufgefordert, einen friedlichen Wandel herbeizuführen. Ob dies geschieht, hängt in erster Linie von den ANC-Politikern in Südafrika ab. Fast die gesamte Welt hat das Regime von (Präsident) Robert Mugabe verurteilt, außer Südafrika. Sollte Südafrika sich auch zu diesem Schritt entschließen, könnte aus Simbabwe ein stabiles und wohlhabendes Land werden. Andernfalls scheint ein gewaltsamer Konflikt unausweichlich."

  • "Handelsblatt" (Düsseldorf):

    "Jedes Mal, wenn man glaubt, Simbabwe könne nicht tiefer sinken, beweisen Mugabe und sein korruptes Regime das Gegenteil. Längst sind alle Hoffnungen auf eine freie und faire Wahl zerstoben. Seit Wochen wird die Opposition von Mugabe gnadenlos drangsaliert. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, der als offizieller Vermittler in dem Konflikt viel zu wenig getan hat, um Mugabe zur Räson zu bringen, drängt aus Sorge vor einem Bürgerkrieg nun seinerseits zum Aufschub der Wahl und zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Afrikas Führer sich zuvor viel beherzter von Diktatoren wie Mugabe distanzieren und ihm damit die ersehnte Legitimation nehmen."

  • "Der Tagesspiegel" (Berlin):

    "Tsvangirais Rückzug könnte zur Folge haben, dass Mugabe nun doch erst einmal im Amt verbleibt. In einer ersten Reaktion verhöhnte Mugabe seinen Rivalen und sagte, Tsvangirai habe sich aus der Stichwahl nur deshalb zurückgezogen, um eine 'beschämende Niederlage' zu vermeiden. Unerwähnt blieb dabei, dass Tsvangirais MDC bereits die Parlamentswahl im März trotz aller Fälschungsversuche des Regimes für sich entscheiden konnte. Noch am Wochenende hatte Mugabe verlauten lassen, nur Gott könne ihn aus dem Amt entfernen - ein Indiz dafür, dass er sich offenbar noch immer als Staatschef auf Lebenszeit betrachtet."

  • "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ):

    "Mugabe hat sein Ziel erreicht. Der Oppositionsführer Tsvangirai hat seine Kandidatur für das Präsidentenamt wegen der anhaltenden Übergriffe gegen das MDC zurückgezogen. (...) Mit dem Rückzug der Kandidatur macht der Oppositionsführer nun praktisch den Weg frei für eine weitere Amtszeit Mugabes. Der Rückzug bedeutet auch einen Sieg für Mugabes Strategie der Gewalt. Seine nach der Niederlage im ersten Wahlgang ausgelöste Terrorkampagne gegen MDC-Mitglieder und deren Sympathisanten hat sich bezahlt gemacht."

  • "Tages-Anzeiger" (Zürich):

    "Tsvangirai hat vor Mugabes Terror kapitulieren müssen. Nun liegt es an der Afrikanischen Union (AU), nicht dasselbe zu tun. Sie betont seit Jahren, dass es für Afrika auf dem Weg zu Demokratisierung und guter Regierungsführung keine Umkehr gebe. Simbabwes Nachbarn - allen voran Südafrika - dürfen die Legitimität eines durch Gewalt und Terror erzwungenen Wahlsieges auf keinen Fall anerkennen. Sie müssen Mugabe dazu zwingen, die politische Krise des Landes auf dem Verhandlungsweg zu lösen und mit der Opposition eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Und dann dafür sorgen, dass diese Übergangsregierung das Feld ebnet für freie und faire Wahlen."

  • "Dagens Nyheter" (Stockholm):

    "Der Rahmen für die Präsidentschaftswahl wird immer blutiger. Jetzt hat Oppositionschef Morgan Tvansigari mitgeteilt, dass er nicht mehr kandidiert. (...) Aber in all der Düsternis gibt es zum ersten Mal seit langem auch Lichtblicke. Die zunächst sehr kleine Schar kritischer Nachbarländer wächst immer weiter. Tansania, Swaziland, Angola, Sambia, Kenia und Ruanda richten nun harte Kritik gegen Mugabe. In Südafrika kommt der neue ANC-Chef Jacob Zuma überraschend mit immer schärferer Kritik. (...) Die Schuld für die langanhaltende antidemokratische Entwicklung in Simbabwe liegt nicht nur bei den früher nachsichtigen Nachbarn und vor allem dem großen Südafrika, sondern auch bei der westlichen Welt. Das gilt nicht zuletzt für die EU."

  • "Kölner Stadt-Anzeiger":

    "Terror und Tote - es gibt verständliche Gründe für Tsvangirais Entscheidung, seine Teilnahme an der Stichwahl zu verweigern. Seit Wochen ist klar, dass es keine freien und fairen Wahlen sein werden. Nur Gott könne ihn aus seinem Amt entfernen, dröhnt Amtsinhaber Mugabe. So nachvollziehbar die Entscheidung von Tsvangirai ist, seine Partei begeht auf diese Weise politischen Selbstmord. Mugabe wird der Machterhalt auf einem Silbertablett serviert. Die Folgen sind absehbar: Noch mehr Terror gegen die Opposition, noch mehr wirtschaftliches Chaos, noch mehr Hunger, noch mehr Leid. Die Opposition hat vor dem Ziel aufgegeben."

  • "Allgemeine Zeitung" (Windhuk):

    "Es ist eine jämmerliche, erbärmliche Schande. Robert Mugabe, seines Zeichens einer der weltweit meist verhassten Menschen, hat sich eiskalt durchgesetzt. So wie es heute aussieht, bleibt er Präsident von Simbabwe. Im Angesicht von mindestens 70 Toten, tausenden Vertreibungen und Verwüstungen sowie täglichen Verhaftungen und Folter hat die Opposition jetzt aus Angst um weitere Menschenleben resigniert aufgegeben. (...) Viel mehr als für die MDC selbst ist dies eine Niederlage für das Volk, dem jetzt weitere Jahre voll Elend und Unterdrückung bevorstehen und das sich zudem von Tsvangirai verraten fühlen muss. Es ist aber auch eine Niederlage für die Demokratie in Afrika."

  • (APA)