Sindelfingen - Im Konflikt über eine neue Altersteilzeit
in der deutschen Metall- und Elektroindustrie zeichnet sich eine
Annäherung ab. Nach mehrstündigen Gesprächen vertagten die
Tarifparteien die Verhandlungen zwar auf diesen Freitag. Doch sagte
Jörg Hofmann von der Gewerkschaft IG-Metall am Montagabend: "Wir
haben Lösungswege beschrieben, ob sie tragfähig sind, hängt von
weiteren Berechnungen und Bewertungen ab." Er betonte, dass die IG
Metall weiterhin den bisherigen allgemeinen Anspruch auf eine
finanziell abgefederte Altersteilzeit von einem bestimmten Alter an
durchsetzen wolle.
Der Chef der Arbeitgeber-Vertretung Stefan Roell sagte, es gebe
noch fünf bis sechs offene Punkte. Er fügte hinzu: "Wenn es am
Freitag nicht klappt, dann glaube ich nicht, dass es in
Baden-Württemberg überhaupt geht." Südwestmetall strebt an, den
Anspruch der Beschäftigten auf Altersteilzeit stark einzuschränken.
Dieses Anspruchsmodell müsse durch freiwillige Betriebsvereinbarungen
ergänzt werden. Die IG Metall akzeptiert als einziges Limit wie
bisher eine Obergrenze von fünf Prozent der Belegschaft pro Betrieb.
Die Arbeitgeber wollen diese Grenze auf zwei Prozent drücken.
Aufstockung
Bisher können deutsche Metall-Beschäftigte im Alter von 57 Jahren
in eine sechsjährige Altersteilzeit gehen; dabei erhalten sie für die
Hälfte der Arbeitszeit 80 Prozent ihres vorherigen Nettolohns. Zu der
Aufstockung tragen Arbeitgeber und bis Ende kommenden Jahres noch die
deutsche Bundesagentur für Arbeit bei. Es müsse klar sein, welche
Kosten die jeweiligen Modelle für die Betriebe nach sich zögen,
erläuterte Roell. Dies werde in den kommenden Tagen untersucht.
Hofmann sagte: "Wir sind in der Phase, in der viele Rädchen
miteinander verbunden werden, damit wir das große Rad Altersteilzeit
in Bewegung bringen." Auch er betonte, er strebe eine Lösung noch im
Juni an. Es bestehe ansonsten die Gefahr, dass der Konflikt in die
Entgeltrunde im September hineinrage. Die Warnstreiks werden Hofmann
zufolge nach Plan fortgesetzt. Bisher haben deutschlandweit mehr als
300.000 Beschäftigte, davon rund 200.000 im Südwesten, für eine neue
Altersteilzeit ihre Arbeit niedergelegt. (APA/dpa)