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Laut einer neuen Theorie soll "Briefbomber" Franz Fuchs kein Einzeltäter gewesen sein.

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Einiges mediales Aufsehen hat ein ehemaliger Briefbomben-Ermittler mit seinen über den Wiener Altbürgermeister Helmut Zilk - selbst ein Opfer der Briefbomben-Serie vor 15 Jahren - ventilierten Zweifeln an der Einzeltäterschaft von Franz Fuchs ausgelöst. Bei der Staatsanwaltschaft Wien spricht man von einem "Sturm im Wasserglas" und sieht "im Moment keinen Anlass, neue Erhebungen in die Wege zu leiten", wie Behördensprecherin Michaela Schnell am Montagnachmittag erklärte.

Im Vorjahr war bei der Anklagebehörde eine Anzeige gegen mehrere frühere Mitglieder der Sonderkommission (Soko) Briefbomben eingegangen, in der diesen Amtsmissbrauch unterstellt wurde. Der Vorwurf: Sie hätten bei der Aufklärung der Attentat-Serie unzureichend ermittelt und wären Hinweisen auf mögliche Komplizen von Franz Fuchs nicht nachgegangen.

Die Anzeigen gegen seine ehemaligen Kollegen dürfte von jenem 54-jährigen Ex-Sonderermittler stammen, der in der aktuellen "profil"-Ausgabe mit der Aussage zitiert wird, er habe das "wahre Bombenhirn" gefunden. Der Polizist verlangt eine neuerliche Überprüfung des "Umfeldes" von Franz Fuchs, da er überzeugt ist, jener sei nicht der Verfasser der Bekennerschreiben gewesen.

Bei der Staatsanwaltschaft hieß es am Montag, dieser Behauptung wäre 2007 im Zuge der Überprüfung der gegen die Soko Briefbomben gerichteten Anzeige nachgegangen worden. "Das Umfeld von Fuchs wurde auf mögliche Mittäter geprüft. Es konnte kein Kontakt zu angeblichen Briefverfassern nachgewiesen werden, von denen nun in manchen Medien die Rede ist", betonte die Behördensprecherin. Schnell hielt außerdem fest, dass die Anzeige gegen die einstigen Sonderermittler zurückgelegt wurde, weil sich keine Hinweise auf das behauptete amtsmissbräuchliche Verhalten fanden.

Ehemaliger Ermittler will Expertenkommission

Der 54-jährige Polizeibeamte sprach sich für die Einrichtung einer unabhängigen Expertenkommission aus. Zu seiner Theorie wollte er sich am Montag nicht weiter äußern, solange nicht klar sei, wie die zuständigen Stellen nun handeln wollen. Die Briefbomben-Akten sind derzeit im Parlament, sie wurden im Rahmen des Untersuchungsausschusses zur Innenministeriumsaffäre an das Hohe Haus übermittelt. Damit kommt auf die Abgeordneten in dem ohnehin schon umfangreichen U-Ausschuss ein mögliches weiteres Thema zu.

Der Sprecher von Justizministerin Maria Berger, Thomas Geiblinger, meinte am Montagnachmittag zur APA: "Wenn die Anklagebehörde sagt, dass seinerzeit allen Hinweisen nachgegangen wurde, sehen wir vorerst keinen Anlass, jetzt eine Wiederaufnahme der Ermittlungen zu verlangen." Ob ein derartiger Schritt nötig sei, habe die Staatsanwaltschaft zu entscheiden. (APA)