Berlin - Der Australier Barrie Kosky, der von 2001 bis Ende 2005 gemeinsam mit Airan Berg das Wiener Schauspielhaus geleitet hat, gehört zu den profiliertesten Opernregisseuren der jüngeren Generation. Als "antipodischen Cocktail" bezeichnete der in Wien lebende Kosky, der auf eine aus Wien und eine aus Budapest stammende Großmutter und einen in Russland geborenen Großvater verweisen kann, seine Herkunft. Der 1967 in Melbourne geborene Australier galt lange Zeit als "enfant terrible" der australischen Kunstszene.

Kosky, der von 2012 an als Intendant und Chefregisseur die Komische Oper Berlin leiten soll, hat auch für Theater und Oper gearbeitet und Festivals organisiert. Für eine sechsstündige Bühnenfassung von Ovids "Metamorphosen", bei der Kosky Autor, Regisseur, Musikchef und Pianist war, wurde er 2006 mit dem renommierten Theaterpreis der Stadt Sydney ausgezeichnet. 2005 hatte er einen umstrittenen "Lohengrin" an der Wiener Staatsoper inszeniert. Das Wiener Schauspielhaus hatte er Ende 2005 noch vor Ablauf seines Vertrages verlassen.

In seiner Heimat machte sich Kosky, den oft ein Dreitagebart ziert und der gerne in Turnschuhen und weiten Hosen auftritt, vor allem als Erneurer des Theaters einen Namen. Dazu verhalfen Inszenierungen unter anderem von Senecas "Oedipus" und O'Neills "Mourning becomes Electra" oder den Opern "Nabucco", "Der Fliegende Holländer" und "Wozzeck" in Sydney. Von 1990 bis 1997 war er künstlerischer Leiter der jüdischen Gilgul Theater Company, 1996 übernahm er die Leitung des Adelaide Festivals, des größten Festivals der südlichen Hemisphäre und zugleich - nach Edinburgh - weltweit größten Multi Arts Festival.

Sein europäisches Debüt gab Kosky 2003 an der Komischen Oper Berlin mit einer hochgelobten Inszenierung von Ligetis "Le Grand Macabre". International gefeiert wurde auch eine Produktion von Claudio Monteverdis "Orfeo" mit Rene Jacobs bei den Innsbrucker Festwochen, die danach an der Berliner Staatsoper gezeigt wurde. Im kommenden Jahr beginnt Kosky mit seiner Inszenierung von Richard Wagners "Ring des Nibelungen" in Hannover.

In seiner Arbeit verzichtet Kosky zwar nicht auf einfache Aktualisierungen, wie in seiner "Iphigenie"-Produktion für die Komische Oper deutlich wurde, die er im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib spielen ließ. Gelobt wird Kosky aber auch für seine analytische Durchdringung und seine Spiellust, wie jüngst in Cole Porters "Kiss me, Kate" an der Komischen Oper zu erleben war. (APA/dpa)