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"Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut"

Foto: Rose/Getty
Wien – Josef Hickersberger (60) erzählt Geschichten. Auch als Ex-Teamchef. Wobei er am Montag eigentlich noch Teamchef war. Nicht für den Standard, dem hatte Hickersberger den nicht unwichtigen Satz „Ich höre auf“ gesagt. Und er erklärte den Schritt, sah seine Mission erfüllt. „Ich bin leer, will kein Tanzbär mehr sein.“

Für jenen Polizisten, der ihn aufgehalten hat, war er aber Teamchef. Hickersberger wurde übrigens zu recht gestoppt, man soll im Auto ohne Freisprechanlage nicht telefonieren. Dass die Situation dann derart eskalierte, hat Hickersberger so mitgenommen, dass er die Geschichte loswerden musste. „Das Ganze hat sich mitten in einem Kreisverkehr abgespielt.“

Hier eine grobe Wiedergabe, A ist der Täter, B der Richter: A: „Was bin ich schuldig?“. B: „Das kann teuer sein, bis zu 150 Euro, ich weiß es aber nicht.“ A: „Ich gebe Ihnen 50 Euro.“ A zieht einen Hunderter aus der Börse. B: „Glauben Sie, ich bin eine Wechselstube?“ A: „Nein, natürlich nicht.“ A greift sanft nach seinem Führerschein, den B fest in der Hand hält. B droht, seine Pistole zu ziehen, und sagt: „Das ist Widerstand gegen die Staatsgewalt.“ Es kommt trotzdem nicht zum Schusswechsel. A kratzt Kleingeld zusammen (Handschuhfach, Hosentasche), es werden immerhin 48 Euro. B schaut und akzeptiert. Happy End.

Der Bundespräsident

Es war Dienstag, und Hickersberger war tatsächlich Teamchef der Nationalmannschaft. Da es ein Gebot der Höflichkeit ist, sich zu verabschieden, hat er es getan. Nicht in Stegersbach und im Trainingsleiberl, sondern im Kursalon Hübner (Fußballbotschaft während der EURO) und im blauen Hemd. Um ein paar Minuten hat er sich verspätet, daran war der Herr Bundespräsident schuld. „Er hat sich bei mir bedankt. Da sagt man selbstverständlich danke.“

Also: Danke, Danke, Danke. Den Fans, „die bei der EURO für eine positive Stimmung gesorgt haben und wieder an die Mannschaft glauben“. Den Betreuern und Präsident Stickler, „die es nicht immer leicht mit mir hatten“. Den Medien, „die nicht so schlimm waren.“ Und: „Toll, dass ich auf ORF1 und nicht auf ORF2 gesendet werde.“ Ganz wichtig: „Dank an die Mannschaft. Die Spieler waren für mich Lebensabschnittspartner.“

Hickersberger begründete noch einmal seinen Abschied, das Wort Rücktritt mag er nicht. „Es ist der richtige Zeitpunkt, es gibt keinen besseren. Man muss erkennen, wann man seine Aufgabe erledigt hat. Ich bin an die Aufgabe, die Mannschaft zu verjüngen, mit viel Engagement herangetreten. Und ich glaube, ich habe diese Aufgabe erfüllt. Andererseits wurde das Ziel verfehlt. Wir hatten bei der EURO lediglich gute Phasen, zum Aufstieg ins Viertelfinale hat es nicht gereicht.“ Er, Hickersberger, werde sich hüten, irgendeinen Nachfolger vorzuschlagen. „Das geht mich nichts an. Guus Hiddink wäre nicht schlecht. Egal, wie der Neue heißt, ich wünsche ihm Glück und viel Kredit. Mehr, als ich ihn hatte. Ich will mir den Zirkus WM-Quali ersparen.“

Und dann kritisierte der Scheidende Wortmeldungen diverser Bundesliga-Manager, zum Beispiel jene des Peter Svetits. „Wenn sich Personen aus der vierten Reihe äußern, muss ich sagen, das habe ich nicht nötig. Es haben sich Leute gemeldet, die den österreichischen Fußball mehr gekostet haben, als ich dem Land mit dem EM-Titel hätte schenken können. Ich glaube, es steht den Managern nicht zu, zu sagen, ob der Hiasl oder der Hansl hätte spielen sollen, so erfolgreich waren sie auch nicht.“

Der Respekt

Hickersberger sagte noch, „Respekt“ sei das Um und das Auf. Konkretes Angebot besitze er keines. „Wird schon kommen.“ Es waren also die letzten 31 Minuten mit Josef Hickersberger. „Jetzt muss ich dringend mit meinen Enkelkindern tauchen gehen.“ Irgendwie schön. Irgendwie schade. Und der Polizist sollte sich schämen. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 25. Juni 2008)