Johannes Tintner (28), Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur, ist derzeit am Institut für Abfallwirtschaft. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit: biologische Behandlung, Kompostierung, Deponienachnutzung und Bioindikation mit Vegetation.

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Susanne Strnadl sprach mit ihm über Verbesserungsmaßnahmen.

Standard: Den Böden geht es relativ schlecht. Ist das auch anderswo so?
Tintner: Mittlerweile ist die Landwirtschaft in ganz Europa betroffen. Deshalb hat die EU großes Interesse an bodenverbessernden Maßnahmen.

Standard: Das Institut für Abfallwirtschaft, an dem Sie arbeiten, hat eine neue Methode zur Qualitätsbestimmung von Kompost entwickelt, die dabei helfen könnte. Worum geht es dabei?
Tintner: Heutzutage wird der Großteil der biogenen Abfälle kompostiert. Dabei schreibt die Kompostverordnung vor, was nach der Behandlung nicht mehr drinnen sein darf, wie z. B. Schwermetalle. Das Material darf nicht umweltbelastend sein, es gibt aber keine Vorschriften zur Qualität des Kompostes. Diese hängt in erster Linie vom Gehalt an Huminstoffen ab. Das sind stabile Kohlenstoffverbindungen, die unter geeigneten Bedingungen hunderte von Jahren im Boden verbleiben. Sie verbessern die Struktur des Bodens und damit seine Speicherkapazität für Wasser und Nährstoffe sowie seine Temperaturregulation.

Standard: Und wie werden diese Huminstoffe in der Forschung bestimmt?
Tintner: Bis jetzt ist die Bestimmung mithilfe chemischer Extraktion er-folgt. Das dauert vier Tage. Wir haben die Huminstoffe in einem Infrarot-Spektrum darstellbar gemacht und ein sehr einfaches Werkzeug entwickelt, mit dem man die Kompostqualität innerhalb einer Viertelstunde feststellen kann.

Standard: Inwiefern hilft das dem Boden?
Tintner: Kompostierung ist die einzige Technik, die stabile Kohlenstoffverbindungen liefert. Aber eben nur dann, wenn der Kompost eine hohe Qualität hat, also viele Huminstoffe enthält. Derzeit gibt es für die Kompostierbetriebe aber kaum Anreize dazu, hochwertigen Kompost zu erzeugen.

Standard: Es gibt aber doch zwei Qualitätssicherungsorganisationen in Österreich, die Gütesiegel dafür vergeben.
Tintner: Ja, aber nachdem die Huminstoffuntersuchungen bisher so aufwändig waren, hat das kaum jemand gemacht. Der Kompost – gleich welcher Qualität – wird mehr oder weniger gratis abgegeben. Unser Verfahren bietet professionellen Kompostierern die Möglichkeit, ein Qualitätsprodukt anzubieten, das auch einen Preis haben darf.

Standard: Würde sich das auch auf die Klima-Problematik positiv auswirken?
Tintner: Allerdings. Wenn wir auf alle Ackerböden Österreichs hoch-wertigen Kompost aufbringen könnten, hätten wir kein Problem mit den Kioto-Vorgaben. Derzeit geht das nicht, weil nicht annähernd genug Kompost erzeugt wird. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.6. 2008)