Bachmann-Wettbewerb neu: Am Bühnenbild von H.P.Maya (Mitte) wird bis zuletzt gebastelt.

Foto: Puch
Alle Texte werden in sieben Sprachen übertragen.
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Klagenfurt – Nicht alles ändert sich in Klagenfurt: H.P.Maya heißt noch immer H.P.Maya – und zeichnet zum 22. Mal für das Bühnenbild des Studios verantwortlich, in dem der ORF Kärnten die "Tage der deutschsprachigen Literatur" überträgt. Doch auch sein Bühnenbild soll anders sein in diesem Jahr. "Offener und flexibler" sei die "Anordnung von Lesendem und Jury" geworden, heißt es auf der Homepage des ORF. Denn jünger, schlanker und internationaler wird das Lesen. Jünger etwa, indem nicht länger Ernst J. Grandits die Moderation des Wettbewerbs innehat.

Wer Grandits’ ruhige Stimme, die souveräne Stille seiner Anmoderationen, den leisen, zurückhaltenden Humor seiner Bemerkungen als verborgene Höhepunkte der Lesetage schätzte und liebte, weiß, dass nicht nur der "Jugend" Schönheit innewohnt. Dieter Moor, sein Nachfolger, wird einen neuen Ton nach Klagenfurt bringen. Ob er sich, wie Grandits, bescheiden zurückzunehmen weiß bis nahe an die Grenze zur Unsichtbarkeit, wird sich erweisen.

Schlanker wird das Festival: Nur noch zwei Tage lang, nicht drei, dauern die Lesungen. 14, nicht länger 18 Autorinnen und Autoren (Martin von Arndt, Alina Bronsky, Patrick Findeis, Heike Geißler, Dagrun Hintze, Pedro Lenz, Sudabeh Mohafez, Markus Orths, Thorsten Palzhoff, Tilman Rammstedt, Angelika Reitzer, Anette Selg, Clemens J. Setz, Ulf Erdmann Ziegler) lesen am Freitag und am Samstag, nach der Eröffnung am Donnerstagabend mit der Klagenfurter Rede zur Literatur von Ilija Trojanow.

Samstagabend, kurz nach Ende der Lesungen, soll die Preisverleihung stattfinden. Keine Nacht mehr für die Jurymitglieder, ihre Wahl zu überdenken. Eine Jury, die, erstmals geleitet von Burkhard Spinnen, schon in den vergangenen Jahren die eigentliche und innere Erneuerung des Wettbewerbs einleitete: Daniela Strigl, Klaus Nüchtern, Ijoma Mangold, Ursula März und André Vladimir Heiz (neu hinzukommt in diesem Jahr der Schweizer Alain Claude Sulzer) verwandelten mit dem Stil der Diskussion, in welchem sie die Texte besprachen, wie nebenbei die gesamte Ausrichtung der Bachmann-Tage: Richteten einst Groß-Feuilletonisten wie Marcel Reich-Ranicki oder zuletzt Thomas Steinfeld und Iris Radisch im Bewusstsein ihrer medialen Macht über junge Autoren, so boten in den vergangenen Jahren die Tage 18 Stunden des intensiven, achtsamen Gesprächs über Texte im Fernsehen: eine heimliche große Revolution.

Womit die dankenswerteste der diesjährigen Neuerungen anzusprechen wäre: Alle Texte und Diskussionen werden von literarischen Übersetzern in sieben Sprachen übertragen und auf der Homepage des Wettbewerbs zu lesen sein. Gratulation an Michaela Monschein für diese Initiative! (Cornelia Niedermeier, DER STANDARD/Printausgabe, 25.06.2008)