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Arschawin: "Wenn ich meinen Teamkollegen helfen kann, helfe ich auch mir selbst."

Foto: Getty/ Bongarts
Basel - Andrej Arschawin hat mit seinem überragenden Auftritt gegen die Niederlande im Rennen um den Superstar der Euro08 vorgelegt. Vor dem Transfer des russischen Fußball-Teams von Basel nach Wien, wo am Donnerstagabend das Halbfinale gegen Spanien steigt, gewährte der torgefährliche Spielmacher der offiziellen EURO-Homepage der UEFA ein Interview. Der 27-jährige Stürmer von Zenit St. Petersburg hat demnach nach der 1:4-Niederlage in der Vorrunde keine Revanchegedanken, was aber vermutlich daran liegt, dass er im ersten Spiel nur Zuseher war. Das erste Spiel sei für ihn deshalb bedeutungslos. "Das ist jetzt ein Semifinale, das durch einen einzigen Fehler entschieden werden kann", meinte der Spielmacher der Sbornaja.

Warnung vor Villa und Torres

Das erste Spiel gegen die Spanier sei aufgrund von taktischen und individuellen Fehlern entschieden worden. Stürmer eines Kalibers wie David Villa oder Fernando Torres dürfe man nicht den Funken einer Chance lassen, sonst bekommt man Probleme. "Diese Burschen können einen Verteidiger in einer Eins-gegen-Eins-Situation locker ausspielen und ein Tor schießen. Und das ist genau das, was sie getan haben", analysierte Arschawin.

Auf die Frage, was man von den Russen im zweiten Spiel gegen Spanien erwarten könne, meinte der Zehner, dass seine Mannschaft den offensiven Fußball bevorzuge und sein Team so wie immer auftreten werde. Aber es hänge nicht nur von der russischen Mannschaft ab, sondern auch davon, wie die Iberer agieren würden. Die offensive Ausrichtung seines Teams könne ein Nachteil sein, da die spanische Elf mit ihren schnellen Spielern das Konterspiel perfekt beherrscht. Aber seine Mannschaft sollte trotzdem ihren Stil durchziehen und sich nicht an den Gegner anpassen.

Dank an Hiddink

Nach seiner Zwei-Spiele-Sperre, die er im letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Andorra ausgefasst hatte, hätten sich seine Hoffnungen darauf beschränkt, bei seinem ersten Ereignis dieser Größe, einfach spielen zu können. Das Gefühl in der Vorbereitung hart zu trainieren und zu wissen, nicht zu spielen, sei schon sehr schwierig gewesen. Aber sein Dank gelte Guus Hiddink, der ihn trotz Sperre mitgenommen habe.

Öffentliches Interesse

Zu seinen großartigen Leistungen gegen Schweden und die Niederlande meinte der kommende Star, dass er schon sehr oft viel bessere Spiel abgeliefert habe. Das wichtigste sei, dass die Mannschaft gewinnt. "Manchmal erziele ich Tore, manchmal gebe ich den entscheidenden Pass. Nur wenn dir so etwas in einem so großen Turnier wie der WM oder EM gelingt, dann erhältst du aufgrund des riesigen öffentlichen Interesses viel mehr Aufmerksamkeit."

Als weitere Trümpfe in seiner Elf sieht Arschawin Juri Schirkow und Keeper Igor Akinfejew, sowie Goalgetter Roman Pawljutschenko. Mit den bei der Euro nicht anwesenden Pawel Pogrebnjak (wegen Verletzung aus dem EM-Kader entlassen, Anm.) und Igor Denisow (schlug eine EM-Nominierung aus, Anm.) wäre Russland jedoch noch viel stärker.

"Barcelona ist mein Traum"

Bezüglich seiner weiteren beruflichen Zukunft hat der 27-Jährige eine Wunschvorstellung. "Ich war schon immer ein Anhänger des FC Barcelona, mein ganzes Leben lang. Barcelona ist mein Traum. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einmal eine echte Chance haben könnte, für diesen Club zu spielen." Man müsse jedoch warten, wie die Situation sich entwickeln werde, derzeit konzentriere er sich nur darauf, im Halbfinale gut zu spielen.

"Ein echter Genuss"

In Guus Hiddink sieht der Stürmer einen der wichtigsten Bestandteile des Erfolgs. Die Aufgabe des Niederländers sei schwieriger als viele glauben, aber für die Spieler sei es ein großes Ereignis mit einem der besten Trainer der Welt zu arbeiten. "Er hat uns mehr Freiheiten gegeben, er glaubt an uns, er vertraut uns, und das ist der Grund dafür, dass wir besser spielen. Ein Teil seines Teams zu sein, ist ein echter Genuss."

Über die Leistung der Mannschaft ist der St. Petersburger selbst überrascht und er hätte nicht gedacht, dass die Sbornaja so auftreten würde. Nach dem Sieg gegen Oranje sei aber natürlich das Selbstvertrauen gestiegen. Die gelbgesperrten Spieler Denis Kolodin und Dmitri Torbinski würden zwar einen Verlust bedeuten, aber jeder Spieler sei zu ersetzen, wie man auch im UEFA-Cup Rückspiel zwischen Zenit und Bayern gesehen hat. Da habe er auch nicht gespielt und jeder hat gemeint, dass das ein großer Verlust wäre, doch Zenit hat trotzdem 4:0 gewonnen. Heulen helfe sowieso nichts.

Auf die Frage, ob Arschawin sich als Führungsspieler sehe, meinte er abschließend: "Ich denke nie an solche Bezeichnungen, egal ob ich nun ein Führungsspieler bin oder nicht. Wenn ich meinen Teamkollegen helfen kann, helfe ich auch mir selbst. Wenn sich meine Mitspieler so bewegen, wie ich will, dann wird es auch für mich einfacher. Ich mache das aber nicht, um zu zeigen, dass ich ein Führungsspieler bin, sondern um dafür zu sorgen, dass wir schneller zum Erfolg kommen." (red)