Wien - Eine Reihe von österreichischen Neuerscheinungen wird die im November stattfindende neue Buchmesse "Buch Wien" registrieren können. In den Verlagsprospekten für Sommer und Herbst finden sich zahlreiche Bücher heimischer Autorinnen und Autoren angekündigt, darunter von Marlene Streeruwitz, Büchner-Preisträger Josef Winkler oder Norbert Gstrein.

Haymon

Schnell geht es mit dem neuen Buch von Angelika Reitzer: Erst tritt sie mit einem Text beim Wettlesen um den Bachmann Preis an, wenige Tage darauf wird er bereits gedruckt vorliegen. "Frauen in Vasen" heißt der im Haymon Verlag erscheinende neue Prosaband der in Wien lebenden Steirerin, deren Debüt "Taghelle Gegend" auf große Resonanz gestoßen ist: "Es geht um ein ähnliches Thema: Wie kann man über das nackte Leben hinaus zu einem vollständigen Leben gelangen? Nur sind die Protagonistinnen mittlerweile von Mädchen zu erwachsenen Frauen geworden", sagt die Autorin, und der Verlag annonciert "poetische Szenen aus einem Leben in ständigem Wandel zwischen Freelancing und Sicherheit, Patchwork und Zweisamkeit, Selbstbestätigung und Ausbeutung".

Ebenfalls bei Haymon erscheint im September "Graubart Boulevard" von Christoph W. Bauer, der zwei exemplarische Geschichten aus der jüngeren Vergangenheit Österreichs erzählt - die der Täter und die der Opfer. Robert Schindel bringt im August unter dem Titel "Der Krieg der Wörter gegen die Kehlkopfschreie" Capriccios, die als "das Beste aus seinem frühen Prosawerk" angekündigt werden, "üppig wuchernde Geschichten, die voll abgründigem Humor ihr Erzählspiel treiben". Von Schindel erscheint im August auch der Gedichtband "Mein mausklickendes Saeculum" im Suhrkamp Verlag.

Im Herbst startet Haymon auch seine Taschenbuchreihe. Unter den ersten Titeln befinden sich Christine Lavants "Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus" (1946), das bisher nie als Taschenbuch vorgelegen hat und Michael Köhlmeiers "Trilogie der sexuellen Abhängigkeit" (1996), die als Piper Taschenbuch nur eine einzige Auflage erlebte.

Suhrkamp und Hanser

In der Edition Suhrkamp erscheint im Oktober das neue Buch des frisch gekürten Büchner-Preisträgers Josef Winkler: "Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot", "poetologische Reportagen", in denen es ums Lesen, Reisen, Schauen und Schreiben geht.

Norbert Gstrein ist von Suhrkamp zu Hanser gewechselt. Dort wird für Mitte August Gstreins "großer europäischer Roman" "Die Winter im Süden" angekündigt, der einen Vater und seine Tochter nach einem halben Jahrhundert wieder zurück in ihre jugoslawische Heimat führt. Auch Raoul Schrotts neue "Ilias"-Übertragung, die im Vorfeld für große Diskussionen sorgte, erscheint Mitte August bei Hanser. Im Burgtheater ist dazu im Herbst eine "lange Nacht der Ilias" geplant.

Fischer und Residenz

Bei S. Fischer erscheint Mitte Juli "Kreuzungen.", der neue Roman von Marlene Streeruwitz, der sich dem phänomenalen Aufstieg eines Mannes der Finanzwelt widmet. "Schönheit und Glück sind da zur Pflicht erhoben und der Aufstieg muss in jedem Augenblick verteidigt werden", heißt es in der Ankündigung. Darüber, "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein", berichtet André Heller in einer Mitte August bei S. Fischer erscheinenden Erzählung. Darin greift er "Szenen und Begebenheiten seiner Kindheit auf und verwandelt sie in die Geschichte eines Jungen mit funkelnder Phantasie", so der Verlag.

Bei Residenz erscheint im Herbst u.a. Evelyn Grills Roman "Das römische Licht", "Magma", der neue Roman des Shooting-Stars Michael Stavaric, ein Roman von Andrea Maria Dusl, die ihre Protagonisten auf der täglichen Odyssee durch "Boboville" begleitet, Max Blaeulichs "Stackler oder die Maschinerie der Nacht" sowie das Debüt der 1980 geborenen und in Wien lebenden Milena Michiko Flasar: "Ich bin" - ein Prosaband, der "in eine magische Welt, die voller sichtbarer und unsichtbarer Zeichen ist", führt.

Zsolnay und Deuticke

Ruth Klüger, deren Erinnerungsband "weiter leben" heuer das Gratis-Buch der Stadt Wien sein wird, bringt bei Zsolnay unter dem Titel "unterwegs verloren" quasi die Fortsetzung dazu, in der sie von ihrem Leben in den USA berichtet (ab 20. August). Olga Flor beschreibt im Roman "Kollateralschaden" das Treiben in und vor einem Supermarkt in den frühen Abendstunden. "Sprache von einem anderen Holz" heißt der neue Gedichtband von Evelyn Schlag, der ebenfalls bei Zsolnay erscheint.

Deuticke kündigt u.a. "Idylle mit ertrinkendem Hund" von Michael Köhlmeier an, mit knapp über 100 Seiten ein vergleichsweise schmaler Band nach seinem "Abendland". Britta Mühlbauers Debütroman "Lebenslänglich" wird als "Satire über Gesundheitswahn und Jugendkult" angekündigt, als "Anti-Aging-Märchen für alle, die den Traum von der ewigen Jugend für einen Albtraum halten" (Ende Juli).

Müller und Picus

Der Otto Müller Verlag bringt u.a. den zwischen Albanien und Österreich oszillierenden Roman "Tränenlachen" von Andrea Grill und Elisabeth Reicharts Roman "Die unsichtbare Fotografin" heraus. Der in Wien lebende Salzburger Johannes Gelich bringt im Wallstein Verlag den Roman "Der afrikanische Freund" heraus, "ein morbides Kammerspiel, das mit bohrender Intensität unser Selbstverständnis in Frage stellt".

Von Egyd Gstättner erscheint bei Picus im August der Künstlerroman "Der Mensch kann nicht fliegen", Ivan Ivanji lässt "Geister aus einer kleinen Stadt" wiederauferstehen. Als literarische Entdeckung wird Benno Weiser Varons "Ich war Europäer" gepriesen, der 1943 erstmals erschienene und nun in deutscher Übersetzung vorliegende Exilroman eines vor den Nazis ins lateinamerikanische Exil geflüchteten Czernowitzers, der heute hochbetagt in Boston lebt. Bei Jung und Jung ist u.a. ein Erzählband von Xaver Bayer ("Die durchsichtigen Hände") sowie ein Sammelband mit allen Stücken Gert Jonkes im Sommer/Herbst-Programm.

Weitere Verlage

Bei Skarabaeus kommen im Herbst u.a. die Erzählung "Grandhotel" von Waltraud Mittich, der Roman "Mürrig" von Günther Loewit und ein Band mit Gedichten, Prosa und Dramoletten der Vorarlbergerin Elisabeth Wäger in alemannischer Mundart samt schriftdeutscher Übersetzung ("Und i dr Mitti s Salz"), ein Beweis für die Lebendigkeit österreichischer Dialektdichtung.

Im Czernin Verlag wird u.a. der vierte Biermösl-Krimi von Manfred Rebhandel angekündigt ("56,3 Grad im Schatten"), Eva Rossmann ist im Folio Verlag mit ihren Mira-Valensky-Krimis mittlerweile bei Band zehn angekommen ("Russen kommen") und auch bei Leykam setzt man mit Isabella Trummers "Das Grab" und Robert Puchers "Krokodilstränen" auf den mittlerweile jeweils dritten Band erfolgreicher Krimi-Reihen.

Warten auf "Ruhm"

Mit der größten Spannung dürfte allerdings das erst im Jänner erscheinende erste Buch von Daniel Kehlmann nach seinem in über 40 Sprachen übersetzten Bestseller "Die Vermessung der Welt" erwartet werden. "Ruhm" heißt es passender Weise - und ist vom Rowohlt Verlag als "Roman in neun Geschichten" angekündigt, als "poetisches Abenteuer, weltläufig und kühn". Neun unter Schauspielern, Internetbloggern, Autoren und Mobiltelefonierern spielende Episoden sollen sich "nach und nach zu einem geschlossenen Gesamtbild ordnen, ein raffiniertes Spiel mit Realität und Fiktionen: ein Spiegelkabinett". Das "Buch über Ruhm und Verschwinden, Wahrheit und Täuschungen" wird mit eigenem Online-Auftritt und großem Werbeaufwand begleitet. (APA)