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Grafik: APA
Wien – Die hohen Treibstoffpreise an den Tankstellen veranlassen die Autofahrer, ihren Verbrauch zu reduzieren. So ist bis Mai die Nachfrage nach Benzin in Österreich um fünf Prozent gesunken, die Tendenz setzt sich im Juni fort, erklärte BP-Austria-Chef Hans Strassl am Mittwoch. Die Diesel-Nachfrage erhöhte sich um ein Prozent, weil das Lkw-Transportaufkommen weiter steigt.

In einer am Mittwoch vom Ölmulti präsentierten Weltenergie-Studie versuchte BP-Experte Kevin Goodwin die brisante Frage nach dem Grund der hohen Ölpreise zu erläutern. Zuletzt war der Markt von Phasen hohen Wirtschaftswachstums mit hoher Energie-nachfrage geprägt. Nun schwäche sich das Wachstum der Energie-nachfrage aber ab. Weltweit erwartet Goodwin 2008 nur mehr einen Anstieg der Ölnachfrage um rund 500.000 Barrel, halb so viel wie im Vorjahr.

90 Prozent des Nachfragezuwachses seien im Vorjahr aus den Entwicklungsländern gekommen. Die Schwellenländer verzeichneten aber trotz Preisen weit über 100 Dollar je Barrel (159 Liter) noch immer einen Verbrauchszuwachs. Dieser Nachfrageschub ist auf die Industrialisierung in diesen Ländern zurückzuführen und der Hauptgrund für die Rekordpreise. Weiters hätte auch die Kürzung der Ölförderung Mitte 2007 durch das Kartell Opec die Preise steigen lassen.

Die Meinung, dass für die Rekordölpreise Börsenspekulanten verantwortlich wären, teilt der BP-Experte nicht. Investoren würden lediglich den Markterwartungen folgen. Einen baldigen Peak in der Ölproduktion erwartet Goodwin nicht. Die aktuellen Ölreserven reichen laut seinen Berechnungen für die nächsten 42 Jahre. "Bevor die Produktion peakt, wird eher die Nachfrage peaken" , glaubt Goodwin. Allerdings werde es zunehmend kostenintensiver werden, Öl zu gewinnen. Und: Viele Staaten würden Konzerne wie BP bei der Ölförderung nach wie vor stark beschränken.

Auch inflationsbereinigt liege der Ölpreis mittlerweile auf Rekordniveau – rund 30 Prozent über der bisherigen Höchstmarke im Dezember 1979. "Es ist schwer, Signale für eine Entspannung auf dem Ölmarkt auszumachen" , so Goodwin. Sollte Saudi-Arabien zusätzlich Öl liefern und anhaltende Lieferausfälle aus Nigeria beseitigt werden, könnte das in späterer Folge durchaus zu einem Ölpreisrückgang führen. (Doris Nentwich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.6.2008)