"Der Gemeinderat beschließt, dass für den konkreten Standort Wienerberg Santiago Calatrava zu Verhandlungen für die Planung einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer eingeladen werden soll", hieß es im entsprechenden Tagesordnungspunkt. Mit der Umsetzung wurde Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) beauftragt.
Gutachten "kabarettreif"
In der Debatte übten FPÖ und Grüne Kritik. "Wenn Calatrava interessiert ist, in Wien zu bauen und sich ein Denkmal zu setzen, dann ist es nur gerechtfertigt, dass er sich einem Wettbewerb stellt", so FPÖ-Gemeinderätin Henriette Frank. Die Grünen kritisierten das Abgehen vom Wettbewerbsleitfaden der Stadt, das für andere Architekten einen Präzedenzfall schaffen könnte. Die Brücke sei primär ein Verkehrsbauwerk, und kein Kunstwerk. Das von der Stadt vorgelegte Gutachten dazu bezeichnete Planungssprecherin Sabine Gretner als "kabarettreif".
SP-Gemeinderat Harald Troch sprach im Gegenzug von "blau-grünem Kantönligeist". Er verwies darauf, dass Calatrava in Venedig eine Brücke über Canale Grande baue, und zwar ebenfalls ohne Wettbewerb. Den Gegnern attestierte er Kleinkariertheit. "Wir und die Wiener Architektur brauchen Mut", so Troch. Er danke Schicker dafür, dass er diesen gezeigt habe.
"Scheinwettbewerb"
Bereits im Vorfeld hatte man seitens der Wiener Stadtplanung die Vorgangsweise verteidigt. "Uns ist es wichtig, dass wir einen Calatrava in Wien haben", so die Begründung gegenüber der APA. Gewünscht sei ein gestalterischer Akzent, deshalb habe man sich aus künstlerischen Gründen für eine Direktbeauftragung entschieden, statt einen "Scheinwettbewerb" durchzuführen.