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Kazim Kazim, gut gespielt aber am Ende bleibt nur der Abschied.

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Bayer Schweinsteiger freut sich auf Wien.

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Auch ein Flitzer hatte seinen Auftritt bei dem Match...

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...bis ein übermotivierter Ordner dazu kam...

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...und dem Treiben mit hilfe seiner Kollegen ein brutales Ende bereitete.

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Basel - 90. Minute. Philipp Lahm marschiert links, passt zur Mitte, dort steht Hitzlsperger, um doppelzupassen, Lahm geht allein auf den türkischen Goalie Rüstü zu, trifft hoch ins kurze Eck. Deshalb und natürlich nicht nur deshalb, aber vor allem deshalb spielen die Deutschen am Sonntag in Wien um ihren vierten EM-Titel. Gegner werden die Spanier oder Russen sein. Lahm: "Ein wunderschöner Moment. Es war kein gutes, aber ein ordentliches Spiel von uns. Die Türken haben uns das Leben schwer gemacht."

Die Deutschen waren diesmal, wenn man so will, die besseren Türken. Spielten phasenweise schlecht, waren phasenweise nicht zu sehen, was nicht nur daran lag, dass nach Unwettern fast Europa-weit über etliche Phasen der zweiten Spielhälfte kein Bild zu empfangen war (siehe Seite 12). Die Türken dominierten schon vor der Pause, hatten mehr vom Spiel, hatten etliche Chancen. Hatten aber das Pech, nicht den Schweizern, nicht den Tschechen, nicht den Kroaten gegenüberzustehen. Sondern eben den Deutschen.

Deren Teamchef Joachim Löw hatte sich für die Startelf aus dem Viertelfinalspiel gegen Portugal entschieden, Frings musste auf der Bank Platz nehmen. Vor den Augen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül hatten deutsche Fans zur Einstimmung noch ein Spruchband entrollt; ihre Botschaft: "Wien ist das Ziel unserer Reise."

Die deutsche Mannschaft begann diese Reise aber eher verhalten. Torhüter Jens Lehmann musste nach einem Fehlpass von Lahm gegen Kazim retten (7.), wenig später traf dieser die Latte (13.), dann verpasste Semih knapp.

Der türkische Trainer Fatih Termin hatte seine Mannschaft gegenüber dem Viertelfinale auf vier Positionen verändern müssen. Doch nur das Fehlen von Goalie Volkan Demirel sollte sich niederschlagen. Trotz ihrer personellen Handicaps bestimmten die Türken nach anfänglichem Abtasten zunächst die Begegnung. Das von Löw geforderte Offensivspiel der Deutschen fand nicht statt. Nach vorne ging gar nichts, die Abwehr wirkte unsortiert. Und so dauerte es nur bis zur 22. Minute, bis die Türken schon nicht mehr unerwartet in Führung gingen. Kazim lenkte eine Flanke an die Latte, weil Mertesacker nicht störte, den Abpraller verwandelte Ugur.

Die Comeback-Könige aus der Türkei, die vor dem Deutschland-Spiel in vier Partien insgesamt nur neun Minuten lang vorangelegen waren, gingen damit erstmals bei der EURO mit 1:0 in Führung. Sie konnten sich nicht lange darüber freuen. Nach dem ersten anständigen Angriff der Deutschen stand es überraschend 1:1, Schweinsteiger verwertete eine Hereingabe von Podolski, den Hitzlsperger geschickt hatte (26.). Ein Ballverlust des sonst überragenden Hamit Altintop war vorausgegangen.

Doch keine Rede von einer Wende. Die Deutschen wirkten nun etwas zielstrebiger, dennoch blieb vieles Stückwerk. Eine allerdings glänzende Chance aufs 2:1 vergab Podolski, der nach Hitzlsperger-Assist allein auf Rüstü zulief. Dann dominierten wieder die Türken. Lahm verursachte auch den Freistoß, mit dem Ugur Lehmann zu einer, naja, Faustabwehr zwang (38.). Am Spiel aber änderte sich wenig, die deutsche Verunsicherung wollte nicht weichen. Die Türken hielten minutenlang den Ball in ihren Reihen, zogen zwanzig Meter vor dem deutschen Tor ein Handball-ähnliches System auf. Die Deutschen mussten auf türkische Fehler und schnelle Gegenstöße hoffen.

Gar nicht so schnell war der Gegenstoß in der 79. Minute, Lahm flankte auf Klose, Rüstü irrte wie irre herum, stand zehn Meter vor seinem Tor, als Klose zum 2:1 einköpfelte. Die Entscheidung? Nicht mit den Türken. Sentürk spitzelte einen Stanglpass am verdutzten Lehmann vorbei zum 2:2 ins Netz (86.). Verlängerung? Nächstes türkisches Märchen? Nicht mit Lahm, der am Ende marschierte. Nicht mit den Deutschen. (josko, sid; DER STANDARD Printausgabe 26. Juni 2008)

Erstes Halbfinale:
  • Deutschland - Türkei Endstand 3:2 (1:1). Basel, St. Jakob-Park, 39.374 Zuschauer (ausverkauft), Schiedsrichter Massimo Busacca (SUI)

    Torfolge: 0:1 (22.) Ugur 1:1 (26.) Schweinsteiger 2:1 (79.) Klose 2:2 (86.) Sentürk 3:2 (90.) Lahm

    Deutschland: Lehmann - Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm - Rolfes (46. Frings), Hitzlsperger - Schweinsteiger, Ballack, Podolski - Klose (92. Jansen)

    Türkei: Rüstü - Sabri, Gökhan Zan, Mehmet Topal, Hakan Balta - Kazim Kazim (92. Tümer Metin), Hamit Altintop, Mehmet Aurelio, Ayhan (81. Mevlüt Erdinc), Ugur Boral (84. Gökdniz Karadeniz) - Semih Sentürk

    Gelbe Karte: Keine bzw. Sentürk (APA)