Frankfurt/NewYork/Wien – Gleichzeitig mit einem neuerlichen Ölpreis-Rekord an den Weltmärkten erreichten auch Benzin und Diesel Höchstpreise an den heimischen Zapfsäulen.
Wie der Autofahrerklub ARBÖ errechnete, kostete Diesel am Freitag durchschnittlich 1,418 Euro. "Das ist ein Höchststand" , sagte ARBÖ-Sprecherin Lydia Ninz zum Standard. Der Durchschnittspreis für Benzin (alle Sorten) lag mit 1,348 Euro je Liter nur unwesentlich unter dem bisher höchsten Preis von 1,349 Euro, der am 13. Juni dieses Jahres festgestellt wurde. Insbesondere mit Beginn der Ferienzeit hätten die Spritpreise einen Drang nach oben, erklärten deshalb Autofahrerklubs und Konsumentenschützer angesichts einer ARBÖ-Analyse der Preisbewegungen kurz vor den Sommermonaten in den letzten fünf Jahren.
Doch nicht nur Benzin, auch die Ölpreise an den internationalen Märkten streben weiter steil in die Höhe. Der Ölpreis legte am Freitag mehr als zwei Dollar zu und erreichte ein neues Rekordniveau. Das Fass (159 Liter) US-Leichtöl stieg um 1,5 Prozent auf über 142 Dollar (90,08 Euro). Die für die EUwichtige Sorte Brent kostete mit 141,98 Dollar ebenfalls 1,5 Prozent mehr als am Vorabend.
Die "magische Marke" von 150 Dollar sei nicht mehr weit, und das führe dazu, dass Marktteilnehmer nach Gründen für einen weiteren Anstieg geradezu suchten, so Rohstoffanalyst Eugen Weinberg von der Commerzbank.
Auslöser für den jüngsten Preisschub waren vor allem die Aussichten auf ein geringeres Ölangebot aus Libyen. Das nordafrikanische Opec-Mitglied prüft eigenen Aussagen zufolge eine Reduzierung der Fördermenge als Reaktion auf die jüngsten Drohungen der USA gegen die erdölexportierenden Länder, wie ein ranghoher Regierungsvertreter sagte. In den USA wird zurzeit ein Gesetzesentwurf diskutiert, wonach das Justizministerium Länder der Opec verklagen kann.
Auch Äußerungen von Opec-Präsident Chakib Khelil über die mögliche Entwicklung der Ölpreise gaben Anlass zu Preissprüngen. Khelil hatte dem Sender France 24 gesagt, er halte einen Ölpreisanstieg auf 150 bis 170 Dollar noch in diesem Sommer für möglich.
Nach Ansicht des Chefs des staatlichen russischen Gasmonopolisten Gazprom, Alexej Miller, habe die Opec ihren Einfluss auf den Ölpreis verloren. Die Preise für Öl und Gas würden auf ein "völlig neues Niveau" steigen, sagte Miller der Financial Times. "In der letzten Zeit wurde keine einzige Entscheidung (bei der Opec, Anm.) getroffen, die den weltweiten Ölmarkt wirklich beeinflusst hätte."
Öko-Pickerl für Biosprit
Angesichts dieses hohen Preisniveaus brachten sich auch die Vertreter von Agrartreibstoffen neuerlich in Stellung. Agrarminister Josef Pröll (VP) verteidigte die EU-Beimischungsziele als den wichtigsten Weg, die Kioto-Ziele zu erreichen und die EU gleichzeitig von teuren Öl- und Gasimporten unabhängiger zu machen. Kritikern sollte mit einem Öko-Pickerl für Agrarsprit der Wind aus den Segeln genommen werden. Ein solches Pickerl solle sicherstellen, dass Biodiesel und -ethanol in Europa nach EU-Standards hergestellt wurde, sagte er bei einer Konferenz der UN-Ernährungsorganisation FAO in Innsbruck. (ruz, dpa, Reuters, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 28./29.6.2008)