Wien - Auf Wiener Schüler kommen im Schuljahr 2008/09 etliche Neuerungen, namentlich Neue Mittelschule (erst 2009), Wunschschule sowie Sprachförderung, zu. Doch auch wenn die Probe aufs Exempel noch nicht erfolgt ist, ernteten die Maßnahmen des Wiener Stadtschulrates und Jugendstadträtin Grete Laska (SP) vonseiten der Oppositionsparteien Kritik.

Susanne Jerusalem, Bildungssprecherin der Grünen, sagte am Donnerstag, dass die "humane, an den Kindern orientierte, reformpädagogische Schule" verhindert werde. Und zwar durch Beschlüsse, die auf Bundesebene von den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP erfolgt seien. So nannte sie die Neue Mittelschule eine "zaghafte Erweiterung des ohnehin existierenden Schulversuchs Kooperative Mittelschule" und fordert die Einführung einer ganztägig geführten Gesamtschule. Auch wenn das die Intention der neuen Mittelschule sei: Das Problem der Benachteiligung von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien durch das Schulsystem werde nicht gelöst. Benachteiligt würden vor allem auch jene Kinder, die ab dem kommenden Schuljahr durch das Wiener Modell "1+1" ein Jahr Sprachförderung im Kindergarten und ein Jahr in der Volksschule erhalten sollen. In der Volksschule bedeute das "Ghettoklassen" und Stigmatisierung der Kinder. "Man weiß auch nicht, ob die Kinder nach dem einen Jahr in die anderen Klassen integriert werden", sagt Jerusalem.

Katharina Cortolezis-Schlager, Bildungssprecherin der Volkspartei, findet diese Förderklassen zwar nicht problematisch, fordert aber, dass die Kinder nach einer temporären Förderung in eine reguläre Klasse wechseln. Viel mehr Sorgen bereiten der Politikerin aber überfüllte Klassen an AHS. Der Grund dafür: Die Weisung des Stadtschulrats, dass jedes Kind in seiner Wunsch-AHS aufgenommen werden soll.

Für kommendes Schuljahr ist sowohl die Art der Sprachförderung als auch die Wunschschule beschlossene Sache. "Ghettoklassen" hatte der Stadtschulrat immer dementiert. Die Kinder würden im normalen Unterricht speziell begleitet und bekommen bei Bedarf Förderunterricht, hieß es. (mil/DER STANDARD-Printausgabe, 27. Juni 2008)