Sabine Pöhacker und Caglayan Caliskan agieren interkulturell

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Wien - Viele Vorurteile gegenüber fremden Kulturen basieren auf fehlendem Wissen über deren Werte und Normen. Beim Workshop "Interkulturelles Kompetenz-Knigge" im Sigmund Freud Museum, veranstaltet von Sabine Pöhacker, Geschäftsführerin der Wiener PR & Event-Agentur comm:unications mit dem türkisch-österreichischen Unternehmens­berater Caglayan Caliskan, sollte dieses Wissen aufgeholt werden.

"Falsches Rollenbild"

So entsteht laut Caglayan Caliskan in westlichen Gesellschaften schnell ein falsches Rollenbild von Türkinnen und Türken, da dort immer der Mann als Sprecher und offizieller Entscheidungsträger in der Öffentlichkeit auftritt. Nicht sichtbar sei jedoch, dass zuvor die Frau zuhause die Entscheidung getroffen hat, vervollständigt Caliskan das Bild. Dieses Wissen hilft, effiziente Kommunikationsstrategien für die Zielgruppe zu erarbeiten. "Interkulturelle Kompetenz ist nicht nur für Auslandsgeschäfte ein unerlässlicher Erfolgsfaktor sondern wird auch in der Kommunikation mit in Österreich lebenden Ausländern und Migranten, die einen großen Wirtschaftsfaktor darstellen, immer wichtiger", so Kommunikationsexpertin Sabine Pöhacker.

Andere Kulturen – andere Businessmodelle

Je nach Kultur können Geschäftsprozesse und Verhandlungstaktiken durch direkte Kommunikation, wie im leistungsorientierten Deutschland, oder das "Reden um den heißen Brei", wie in der beziehungsorientierten Türkei, bestimmt sein. In individualistisch geprägten Kulturen wie Österreich werden Entscheidungen durch den Einzelnen getroffen, während zum Beispiel in Süd-Ost-Europa die Gruppe entscheidet. In Verkaufsgesprächen, an dem mehrere Personen einer kollektivistisch orientierten Kultur teilnehmen – etwa eine türkische Familie, die ein Auto kaufen möchte – rät Caliskan, die Beteiligten "unter dem Vorwand etwas kopieren zu müssen" kurz alleine zu lassen, damit sie sich beraten können, um eine Entscheidung zu treffen.

Interkulturelle Führung

Nicht nur in Ländern herrschen unterschiedliche Kulturen, auch Abteilungen können in Bezug auf die Arbeitsstile der MitarbeiterInnen multikulturell sein. Gemischte Teams aus Mitarbeitern, die zuerst planen und termintreu eine Aufgabe nach der anderen erledigen, und Kollegen, die scheinbar chaotisch, zeitlich flexibel und mit viel Improvisationstalent arbeiten, versprechen großen Businesserfolg – vorausgesetzt die Führungskraft besitzt interkulturelle Kompetenz und weiß jedes Teammitglied adäquat zu leiten.

Aufpassen statt anpassen

Wer im Umgang mit fremden Kulturen erfolgreich sein will, sollte nicht versuchen die Gepflogenheiten eins zu eins nachzuahmen, sondern mit Sensibilität auf die herrschenden Umgangsformen reagieren. Es gelte genau zu beobachten, und aufzupassen, anstatt sich anzupassen. Als ersten Schritt für erfolgreiche interkulturelle Kommunikation empfiehlt es sich, die eigene Kultur zu beobachten und zu verstehen versuchen. Denn "der Fisch weiß nicht, dass er nass ist", so Caliskan. Agenturchefin Sabine Pöhacker: "Als Kommunikationsberaterin kann ich Unternehmen nur dringend empfehlen, interkulturellen Aspekte und Bedürfnisse von Anfang an zu berücksichtigen, denn wenn Unwissenheit zu Verständnislosigkeit führt, ist die Sache schnell verloren." (red)