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US-Studien: Zwischen ein und vier Millionen Amerikaner leiden unter CFS (chronisches Müdigkeitssyndrom)

Foto: AP/CTK/Michal Dolezal

"Das chronische Erschöpfungssyndrom ist ein Zustand, den es in der medizinischen Nomenklatur eigentlich gar nicht gibt", erklärt Harald Aschauer, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie an der Wiener Universitätsklinik. Genau hier liegt der Hund wohl auch begraben. Das CFS (Chronic Fatigue Syndrom) wird gerne bagatellisiert.

 

Disease mongering

Ein Phänomen, dass Zweifler mitunter dahinter vermuten nennt sich Disease mongering. Das Erfinden und propagieren einer "Erkrankung" mit dem Ziel möglichst viele Medikamente zu verkaufen. "Meiner Meinung nach ist das Chronische Erschöpfungssyndrom keine Erfindung der Pharmaindustrie, denn bist dato gibt es kein Medikament, dass dagegen hilft", argumentiert Aschauer und stößt trotz erschreckender Zahlen häufig auf taube Ohren.

Harmloses Bild für schwere Erkrankung

Mag man Studien der staatlichen Behörde Centers of Disease Control und Prävention in den USA Glauben schenken, dann leiden nämlich allein zwischen ein und vier Millionen Amerikaner unter CFS. Vielleicht ist es der Name, der das harmlose Bild impliziert. Das Hauptsymptom ist zwar die Erschöpfung, mit bloßer Müdigkeit hat das Syndrom aber nichts zu tun.

Erschöpfung, Schmerzen und Sehstörungen

Zu der dauerhaft und mitunter lähmenden Erschöpfung gesellen sich zahlreiche andere Beschwerden. Oft sind es Schmerzen, Ohrgeräusche, Sehstörungen oder Fieber die sich in den Vordergrund drängen und den Alltag erheblich erschweren. Die Liste begleitender Beschwerden ist endlos. Auffallend ist die hohe Komorbidität mit psychiatrischen Erkrankungen. Angststörungen und Depressionen sind hier typisch.

Ursachen unbekannt

"Kein Mensch weiß, welche Ursachen im Detail dahinter stecken", mutmaßt der Wiener Psychiater und Psychotherapeut und würde das Geheimnis der mysteriösen Beschwerden selber gern lüften. Pathogenetische Theorien gibt es mehr als genug. Immunologische Defekte, hormonelle Faktoren, Umwelteinflüsse, Viren oder Stress werden neben vielen anderen Entstehungsmechanismen weltweit diskutiert.

Multifaktorielles Geschehen

Aschauer selbst glaubt an ein multifaktorielles Geschehen. Im Detail eruieren lässt es sich nicht. Das erschwert die Diagnostik. Das Chronische Fatigue Syndrom hat, wer alles andere mehr oder weniger nicht hat. Körperliche, seelische und psychosoziale erzeugen gemeinsam das Bild. Gefragt sind daher verschiedene Spezialisten. Internisten, Neurologen und Psychiater pflastern gemeinsam den steinigen Weg des CFS-Kranken.

CFS ist selten heilbar

Im Verleich zum bekannten Burnout-Syndrom, auch Erschöpfungssyndrom genannt, findet das CFS wenig Akzeptanz: "Es gib immer eine Theorie wie es zum Burnout gekommen ist, vor allem von den Betroffenen selbst", so Aschauer. Ob beruflich oder privat, Ausgebrannte erahnen die Ursache ihrer Beschwerden. Ein Vorteil, der sich auch therapeutisch bewähren dürfte. Burnout ist heilbar, CFS wurde bis dato nur in Einzelfällen zum völligen Verschwinden gebracht.

Unterschiedlichste Therapieansätze

Eine Tatsache die zermürbt. Die unterschiedlichen Ansätze in der Behandlung sind nur begrenzt von Erfolg gekrönt. Allgemeine Therapieempfehlungen existieren nicht. Ganz sicher ist eines: Rasten ist keine brauchbare Lösung für das Problem. Im Gegenteil individuelle Bewegungsprogramme werden heute empfohlen.

Fehlende Einsicht

Dazu kommt noch die fehlende Einsicht. Sie erschwert die Behandlung noch mehr. "CFS-Patienten lehnen den Psychiater häufig ab." Aschauer weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr Betroffenen auf der somatischen Genese beharren. Schade, denn die Akzeptanz einer psychischen Komponente eröffnet auch therapeutisch mehr Möglichkeiten. Lebenswert leben ist dann auch mit CFS möglich. Stressbewältigungstraining und verhaltensorientierte Psychotherapie helfen dabei. (phr)