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Die heimischen Versicherungsanstalten sind auf der Suche nach neuen Talenten.

Foto: APA/EPA/Herwig Vergult
"Kontaktfreudige, kommunikative und flexible" Mitarbeiter wünscht sich Robert Bilek, Präsident der Bildungsakademie der Österreichischen Versicherungswirtschaft (BÖV) und Personalleiter der Vienna Insurance Group (VIG). Und davon gleich "hunderte", die "leider schwer zu kriegen" seien. Insgesamt habe die Branche Bedarf an 3000 Versicherungsberaterinnen und -beratern, wie der Versicherungsverband Österreich feststellt, wobei der Beruf ideal für Quereinsteiger sei und sich auch Wiedereinsteigerinnen deutlich angesprochen fühlen sollen.

Man muss nicht vom Fach sein

"Fachkenntnisse sind unwichtig", unterstreicht Bilek, "wir vermitteln den Leuten sämtliches Wissen, das im beruflichen Alltag notwendig ist". Vorgesehen sei eine einjährige Ausbildungsdauer, nach 18 Monaten im Job steht die BÖV-Prüfung an, nach deren Bestehen die Bezeichnung "geprüfte/r Versicherungsberater/in" geführt werden darf. Die Branche habe sich vor zehn Jahren auf die Einführung dieser Zertifizierung geeignet, erinnert sich Gerhard Jeidler, Betriebsvorstand der Helvetia Versicherungen: "Ein Segen, der die Qualität in allen Bereichen gehoben hat."

Besondere Kompetenzen

Um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, müssen Versicherungsberater über besondere soziale Kompetenzen verfügen, so Jeidler weiter. Aufdringlichkeit und Penetranz seien nirgends so fehl am Platz: "Wenn man mit jemandem überlegt, wie es mit dessen Familie weitergehen soll, falls er eines Tages nicht mehr heimkommen sollte – das sind Dinge, die Kunden nicht gerne besprechen." In solchen Fällen müsse besonders empathisch vorgegangen werden.

Ob Quereinsteiger mit Lebenserfahrung oder "unbedarfte" Schulabgänger für den Beruf besser geeignet sind, darauf gebe es "keine klare Antwort". Jeidler gibt an, "mit beiden Kategorien sehr gute Erfahrungen gemacht" zu haben.

Finanzielle Überbrückung

"Wer von der Schule kommt, den schicken wir nur mit einem Seniorpartner los", so Bilek. Branchenneulinge erhalten außerdem eine finanzielle "Überbrückungshilfe", von der sie langsam in das übliche Entlohnungsmodell – Grundgehalt plus Provisionen – gleiten. 25.000 bis 30.000 Euro seien am Anfang üblich, nach zehn Jahren kommen Profis auf 50.000 bis 60.000 Euro. Das Fixum sei "eher bescheiden" so Jeidler, der 300 bis 500 Euro als branchenüblich angibt. "Bei einer durchschnittlichen Entwicklung sind 2500 bis 3500 Euro monatlich in jedem Fall machbar. Spitzenleute verdienen das Doppelte." (Bernhard Madlener, DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.6.2008)