Bei aller Sympathie fürs EM-Gekicke – danke, dass am Sonntag Schluss ist, die Sättigunssymptome sind nicht zu leugnen: Man hält keine Analyse mehr aus, man hat bei Deutschland gegen Türkei tatsächlich auf ORF 2 gewechselt, um lieber den Kanzler zu hören. Wir sind also müde. Und doch, eine Sehnsucht bleibt, eine Lücke wird von uns als schmerzhaft empfunden – es gibt kein Match um den dritten Platz. So wie bei der WM.

Schade. Natürlich kann es auch bei diesem Spiel, bei dem es ja um nichts als um die Verarbeitung von Enttäuschung geht, lethargisch zugehen. Anderseits ist es schon vorgekommen, dass die Kicker plötzlich, befreit von der Last, unbedingt ein Tor verhindern zu müssen, zu einer seltenen Leichtigkeit des Spiels fanden, die sich auch bei Freundschaftsspielen einstellen kann. Türkei gegen Russland! Das wäre eine ideale Konstellation geworden! Die Russen, die gegen Spanien wirkten, als hätte sie eine schwere Mahlzeit zu verarbeiten gehabt, hätten ans Niederlande-Match erinnern können; und die Türken hätten womöglich noch ein letztes Mal die finalen Minuten eines Spiels spannend gestaltet.

Dieses Match hätte man gerne gesehen. Kein Kampf um jeden Millimeter. Eine gelungene Aktion des Gegenübers hätte man nicht zerstört, eher versucht, diese durch eine noch schönere zu toppen. Schade. So bleibt uns halt nur das Finale. (tos/DER STANDARD; Printausgabe, 28./29.6.2008)