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Vorurteil ist natürlich ganz falsch, es war ein Urteil, das den Fidler einen großen Bogen um Zeiselmauer, jedenfalls aber den Lustigen Bauern machen ließ, wann immer er konnte. Das lag zum Beispiel am viel gelobten Blunzenscheiterhaufen, den er einfach nur schwammig erlebte, bei aller Liebe zum gestockten Blut im Tierdarm (für den Haufen davon befreit, klar).

Das lag wohl auch am Beuschel, keineswegs schlecht, aber angesichts des Überhangs von Juliennegemüse war Fidlers Glück auch ein bisschen getrübt. Aber schon besser als die feuchte Masse zwischen den Cholesterintreibern. Die stand aber diesmal auch nicht mehr auf der Karte.

Barbarischer Wolf

Dann war da dieser hungrige Frühlings- oder Frühsommersonntagabend, an dem der Sodoma sowieso Pause macht, der (inzwischen doch ans Herz gewachsene) Floh entweder ausgebucht oder EURO-bedingt nicht greifbar war, der unerfreulich barbarische Wolf erprobtermaßen links liegen gelassen, und der Weiße Adler grade erst verkostet (Bericht folgt). Also: Geben wir dem lustigen Bauern noch eine Chance. Vorweg: Der Bauer verwertete. Aber dafür braucht es jetzt einen kurzen Exkurs, wir müssen noch ein Vorurteil aufarbeiten.

Gemeinhin gilt der Fidler ja als eher unerschrockener Esser von Bruckfleisch bis Hund, von Singvogel bis Stierhoden. Aber Hirn, das war nicht so seins, und ich ahne, was Sie, geschätzte/r User/in jetzt sagen wollen. Posten Sie’s einfach.

Gedanken essen

Anderer Lebewesen Gedanken zu verputzen, erschien mir bisher ein bisschen zu gewagt (am Abend mit Max Stiegl fiel das angesichts fortgeschrittener Heftigkeit schon nicht mehr ins Gewicht). Aber dass der blitzgescheite (leider viel zu selten bei Schmecks zu lesende) Jakob Winterberger praktisch mit Hirn mit Ei aufgezogen wurde, gab mir, nach meinen Möglichkeiten halt, schon zu denken.

Erstversuch mit Professor Winterberger beim Niggl. Vor Jahren, Herr Niggl junior ist ja längst ins Untergeschoß der Steirereck-Meierei übersiedelt. (Wie sieht’s da nun eigentlich mit mit Innereien aus? Erinnere mich an sehr anständige Nieren vor Niggls Zeit im Stadtpark.) Hirn mit Ei im 16. Hieb. Ungemein cremig, ungemein reichhaltig (Cholesterinpille, bitte!), aber hat was.

Luftiger Bauer

Gut: Wo ich meine Bedenken gegen den Bauern schon über Bord geworfen hatte, konnte ich in Zeiselmauer auch gleich das Hirn nehmen. Und das gebacken, nicht gerade des Fidlers beliebteste Zubereitung von Lebensmitteln. Auch schon egal.

Umso freudiger das Erlebnis, soferne ich Schnitzelverweigerer das mit dem Soufflieren richtig verstanden habe: Das Hirn hat der luftige Bauer sehr anständig paniert. Der Inhalt rich, wie man so sagt im Tullnerfeld, bevor man die Tagesration Simvastatin einwirft, aber der Fidler kommt langsam auf den Geschmack. Hirn hat was.

Exkurs: Und sonst? Die Bärlauchschaumsuppe (es muss doch Frühling gewesen sein) anständig, dünner und leichter als bei Sodomas, aber sehr ok. Die Forellenroulade nicht alleine optisch eine Freude. Mein Kaninchenrücken (praktisch ein ganzer, also keine Beschwerden über Hungergefühl) sehr saftig, und, damit der Cholesterinspiegel nach dem Hirn nicht zu abrupt abfällt, dazu die putzige Leber vom Streicheltier. Danke dafür!

Ausweitung der Mampfzone

Schnitt: Aus dem Tullnerfeld in den Libanon, um genau zu sein, in die Ausstellungsstraße in Wien 2. Le Cedre. Roh marinierte Leber gibt’s hier, hatte ich beim Kollegen gelesen. Ein Fall für Fidler. Aber auch vorher anrufen und erkundigen bringt nicht immer was, die rohe Leber ist aus.

Notfallprogramm, eine Fidlersche Vorspeisenvariation: Leber gebraten, natürlich libanesisch, sehr ordentlich, die Zunge, ebenfalls vom Lamm, doch sehr bissfest, ein Tatar, wirkt bisschen grau, aber schon recht ok, Taboulé muss sein, sagt der Nowak, und hat irgendwie Recht.

Hirn muss auch sein, entgegnet der Fidler. Lammhirn. Gekocht und paniert. Souffliert wäre jetzt der falsche Ausdruck. Aber Lammhirn im Ganzen. Viel Lammhirn. Dem Nowak zu cremig (was sonst?). Dem Fidler gerade cremig genug (sogar die etwas labbrige Panier). Nach zwei der Streicheltiersteuerungen (nebst Leber, Zunge, etc.) kann aber auch der nicht mehr so richtig weiter. Phew.

Stockerwow

Herr Corti muss mir natürlich wieder zuvorkommen bei meiner lang schon geplanten Ausweitung der Mampfzone um die Wochenenddatscha, also über die Donau, Richtung Stockerau. Und dann schreibt der Corti von Nierndl mit Hirn zum Gabelfrühstück. Amstätter, Hausleiten bei Stockerau, Bahnhofstraße (wie der Sodoma, zudem). Bin schon dort. Bisschen mehr Hirn kann ja nicht schaden.