Seoul - In Südkorea haben am Samstag erneut zehntausende Menschen gegen den Import von US-Rindfleisch protestiert. Die größte Kundgebung fand vor dem Rathausplatz und auf angrenzenden Straßen in der Hauptstadt Seoul statt, wo sich nach Polizeiangaben am Abend etwa 50.000 Menschen zu einer Kerzenwache versammelten. Sie forderten eine vollständige Neuverhandlungen eines umstrittenen Importabkommens zwischen der erst seit Februar amtierenden konservativen Regierung und den USA. Viele Koreaner befürchten die Einschleppung der Rinderseuche BSE durch Fleischeinfuhren aus den USA.

Unter den Teilnehmern befanden sich auch katholische Geistliche, buddhistische Mönche sowie Mitglieder von Gewerkschaften und Oppositionsparteien. Nach Berichten des öffentlichen Rundfunksenders KBS nahmen Menschen in über 40 Orten im ganzen Land an Protesten gegen den Fleischimport teil. In Seoul forderten hunderte Mitglieder von konservativen Gruppen bei einer Gegendemonstration ein Ende der seit Wochen andauernden Proteste.

Rindfleischimport

Seit der Unterzeichnung des Importabkommens im April hat es in Südkorea fast täglich Straßenproteste gegeben. Zuletzt war es dabei auch zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die Wiederzulassung des Rindfleischimports aus den USA gilt als eine Voraussetzung für die Ratifizierung eines bilateralen Freihandelsabkommens durch den US-Kongress. Die Regierungen in beiden Ländern versicherten, dass die Sicherheit der Fleischimporte gewährt sei. Seit Ende Juni sind die Einfuhren wieder erlaubt.

Die südkoreanische Polizei hat am Montag die Büros von zwei Bürgerorganisationen durchsucht, die die seit mehreren Wochen andauernden Proteste gegen die Wiederaufnahme von Rindfleisch-Importen aus den USA koordinieren. Dabei wurden nach Polizeiangaben in Seoul Unterlagen beschlagnahmt. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap wurde eine Person festgenommen.

Die Regierung hatte im April mit den USA vereinbart, das wegen möglicherweise bestehender Gesundheitsgefahren wie BSE seit 2003 geltende Importverbot wieder aufzuheben. Seither kam es zu Massenprotesten, an denen jeweils bis zu 80.000 Menschen teilnahmen. Die gesamte Regierung bot deswegen ihren Rücktritt an. In der Nacht zum Sonntag wurden bei Ausschreitungen mehr als 200 Demonstranten und Polizisten verletzt. Justizminister Kim Kyung Han erklärte, wer zu gewaltsamen Protesten anstifte, werde festgenommen. (APA/AP)