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Gefahr, die man nicht sieht: Die UVA- und UVB-Strahlen greifen jedes Immun- system an und schädigen die DNA.

Foto: APA/Barbara Gindl
"Die Haut vergisst nie", diese Warnung von Dermatologen kennen zwar fast alle, vergessen sie aber, sobald Sonne und Strand locken. Wanderpredigern gleich werben Hautärzte seit 1988 mit der Kampagne "Sonne ohne Reue" für sorgsamen Umgang mit dem Organ Haut. Denn die Sonne ist Risikofaktor Nummer eins für Hautkrebs, und Hautkrebs ist die häufigste Krebsart.

Wir wollen keine Sonnen-Neurosen züchten", sagt Hubert Pehamberger, Leiter der Allgemeinen Dermatologie am AKH Wien, "aber an die Vernunft appellieren". Wer vernünftig ist, setzt sich der Sonne nicht ohne Sonnenschutzmittel aus, bleibt zwischen elf und drei Uhr im Schatten oder im Haus, trägt an Hundstagen Hut, lange Ärmel und Hosen.

Ungehörte Warnung

Der Appell der Ärzte kommt nicht wirklich an, wie steigende Hautkrebszahlen zeigen. Pehamberger spricht von einer "Epidemie", sein Feldkircher Kollege Robert Strohal von einer "Volkskrankheit". Neben 2000 Melanom-Neuerkrankungen und bis zu 400 Melanom-Toten pro Jahr nimmt auch die Häufigkeit des "weißen Hautkrebses" zu. Zur Gruppe dieser "non-melanoma skin cancer" zählen aktinische Keratosen, sogenannte Sonnenschwielen, das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) und die häufigste Form, das Basalzellkarzinom (Basaliom).

Sieben bis zehn Prozent pro Jahr nimmt die Häufigkeit des weißen Hautkrebses zu, sagt Pehamberger. Allein beim Basalzellkarzinom zählt man 25.000 bis 30.000 Neuerkrankungen. Die Sonnenschwielen hat bereits jeder dritte über 60-Jährige. Lange galt der weiße Hautkrebs als Alterserscheinung, mittlerweile tritt er auch schon bei jungen Menschen auf.

UV-Licht zerstört Zellen

Der weiße Hautkrebs ist eine Folge kumulierter Sonnensünden. Die Hautveränderungen werden vor allem im Gesicht, an den Ohren, am Haaransatz, auf der Kopfhaut und am Handrücken sichtbar. Diese Sonnenterrassen des Körpers sind der ultravioletten Strahlung besonders ausgesetzt. Ein Übermaß an UV-Licht, vor allem an langwelligen UVA-Strahlen, schädigt das körpereigene Immunsystem, lässt die Haut durch die Zerstörung ihrer elastischen und kollagenen Fasern altern und kann Hautzellen der schützenden Hornschicht nachhaltig schädigen.

Die Hornschicht macht gemeinsam mit dem körpereigenen Pigment, dem Farbstoff Melanin, den natürlichen Schutzschild der Haut aus. Dringt im Laufe des Lebens zu viel UV-Licht ein, funktioniert dieser biologische Filter nicht mehr, aus den geschädigten Zellen kann Epithelzellkrebs, wie Plattenepithelzellkarzinom oder Basalzellkarzinom, entstehen.

Basalzellkarzinome zeigen unterschiedliche Bilder. Sie können als hautfarbige Knötchen erscheinen, wie leicht glänzende Perlen, die von zarten roten Äderchen überzogen sind, oder auch als flache rote Flecken, Schmerzen oder Juckreiz fehlen.

Unterschätzte Gefahr

Im Gegensatz zum schwarzen Hautkrebs, dem Melanom, ist das Basalzellkarzinom weniger aggressiv, verursacht sehr selten Metastasen, Tochtergeschwülste. Das sei auch einer der Gründe, warum diese Erkrankung so unterschätzt werde, sagt Hubert Pehamberger. "Auch wenn es fast nie zu Metastasen kommt, ist der Tumor gefährlich, weil er lokal zerstörend wirkt." Basaliome können Knochen und Augen schädigen, sogar bis ins Gehirn wachsen. Pehamberger: "Wie für jeden Hautkrebs gilt: Wenn er früh genug erkannt wird, ist er heilbar."

Salben-Therapie

Galt für das Basalzellkarzinom bis vor kurzem die Operation als einzige Therapiemöglichkeit, was viele Betroffene aus kosmetischen Gründen verschreckte, werden seit wenigen Jahren auch lokale Salbentherapien angewandt. Die Cremes mit dem Wirkstoff Imiquimod können von den Patienten selbst aufgetragen werden. Imiquimod ist ein Immunmodulator, der Krebszellen nicht zerstört, sondern das Immunsystem zu Abwehrreaktionen aktiviert, indem er Entzündungsreaktionen auslöst. "Verblüffend gute Resultate" erziele man mit der lokalen Therapie, sagt Pehamberger, "wichtig ist dabei aber die Compliance, die Mitarbeit des Patienten". Regelmäßige Kontrolle sei wichtig, um den Heilungserfolg zu garantieren.

Hautkrebs lässt sich verhindern. Wer zur Risikogruppe zählt, wie Menschen, die bereits einen Hautkrebs hatten, solche mit zahlreichen Muttermalen oder familiärer Belastung, sollte regelmäßig zum Arzt gehen. Je nach Hauttyp im Abstand von sechs Monaten bis zwei Jahren.

Gemäß dem Slogan "Die Haut vergisst nie" soll Sonnenschutz vor allem aber bei Kindern ganz besonders ernst genommen werden. Pehamberger: "Die Maßnahmen sind einfach: Sonnencreme, Leiberl, Hut, Schatten." (Jutta Berger, DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2008)